Avengers: Infinity War
Großes Aufeinandertreffen der Marvel-Superhelden – in "Avengers: Infinity War" müssen gemeinsam das Universum vor dem mächtigen Thanos retten.
Was für eine Motivation für einen Superschurken: Den Welten im Universum Ausgleich bringen, indem man ihre Populationen halbiert. Um so den Überlebenden ein gutes und würdiges Leben zu schenken, auf dass sie sich nicht mehr mit den Milliarden anderen um die knappen Ressourcen streiten müssen. Das nennt sich dann Erlösung! Und wenn dieses Unheilvollste aller unheilvollen Werke getan ist? Dann vor eine idyllische Hütte setzen und endlich, endlich ausruhen …
Das Kino kennt zahllose größenwahnsinnige Bösewichte, erst recht die vielen Comicverfilmungen der letzten zehn Jahre. Auch die Idee, neue Ordnung durch Massenmord zu bewirken, ist nicht neu, das ist ein alter James-Bond-Schlager. Aber so gefangen zwischen Irrsinn, Allmachtsfantasie, Todessehnsucht und einem echt brennenden Urlaubswunsch wie der hansaplastrosane Titan Thanos war noch keiner. Sechs mächtige Infinity Steine benötigt der meterhohe Genozidverfechter, um der größte Pascha in den unendlichen Weiten des Alls zu werden und alles Leben mit einem Fingerschnippen radikal zu reduzieren: den Raumstein, den Seelenstein, den Zeitstein, den Realitätsstein, den Powerstein und den Gedankenstein. Zwei dieser Steine, die vor der Entstehung des Universums da waren, haben die Avengers, weshalb Thanos der Erde einen Besuch abstatten wird.
Vorher versuchen die seit „Captain America: Civil War“ zerstrittenen Superhelden mit neuem Einheitsgefühl, ihrem Widersacher den Zugang zu den anderen Steinen zu verwehren. Diese sind im Weltall verstreut – und so fügen sich dann Marvels „Guardians of the Galaxy“ zum etablierten Team hinzu. Parallel will sich der im All gestrandete Donnergott Thor eine Superstreitaxt besorgen, lauert Iron-Man zusammen mit Doctor Strange und Spider-Man Thanos auf seinem Heimatplaneten auf und stehen Captain America, Hulk und der Rest der Bande in Black Panthers Heimat Wakanda Thanos Armee gegenüber.
Ja, das sind viele Handlungsstränge und noch mehr Superhelden. Doch die Bruderregisseure Joe und Anthony Russo verknüpfen ihre Geschichte, die die Marvel-Filme der letzten Jahre zusammenführt, äußerst effektiv und packend. Dringlicher gesagt: Ein Film, bei dem man nach einer halben Stunden auf die Toilette muss und es sich noch die restlichen 120 Filmminuten lang verkneift. Weltall hier, Weltall dort, Erde, Weltall ganz tief hinten – die Schauplätze wechseln intergalaktisch oft. Es geht viel um Verlust hier, um Untergang, um die Opfer, die der eine vom anderen fordert, aber auch um die Opfer, die der eine für den anderen bereit ist zu bringen. Demgemäß trotz der ganzen ultrabunten, überwältigenden Weltallwelten, der Superhelden-Gagdets und der Superheldenwitze, die man sich ausgedacht hat: ein wirklich düsterer Film, der den Marvel-Anhängern einige schockierende Momente bescheren wird und den Abschied von bekannten Figuren.
Einige davon sehen auch in der Tat recht amtsmüde aus – ihr Verschwinden aus der zukünftigen Marvel-Welt ist daher auch eine Art Erlösung, im Thanos’schen Sinne. Doch wie immer bei Marvel gibt es eine Sequenz nach dem Abspann, die so etwas wie Hoffnung spendet und einen Ausblick gibt auf den dann wohl letzten, noch unbetitelten Avengers-Film nächstes Jahr. Und auf eine neue Marvel-Heldin, die mit ihrem eigenen Film noch dazwischengrätschen wird. Als gäbe es nicht schon genug Handlungsstränge und Superhelden! vs
„Avengers: Infinity War“ ist als DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.