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Neu besetzt

von Hauke Meyer

Im ersten Moment fügt sich die Musik von Wilhelmine widerspruchslos in das ein, was gemeinhin Deutschpop genannt wird. Doch man muss schon ein bisschen genauer hinschauen: Wilhelmine ist in einem besetzten Haus in Berlin-Kreuzberg aufgewachsen, in einem offenen, nach eigenen Regeln funktionierenden Umfeld. „Ich wollte aussehen wie ein Junge. Und ich durfte aussehen wie ein Junge“, erinnert sich die Sängerin. „In dem besetzten Haus durfte ich alles sein.“ Erst als sie diesen geschützten Raum verlassen hat, wurde ihr vollends klar, dass sie als anders wahrgenommen wird – und so thematisiert sie in Singles wie „Meine Liebe“ etwa die Erfahrung, als lesbische Frau einer heteronormativen Gesellschaft ausgesetzt zu sein: „So wie ich bin darf ich hier nicht sein / Ich verlieb mich viel zu gern, um mich dafür zu erklären.“ Das hat im nicht minder durchnormierten Deutschpop natürlich besonders viel Schlagkraft. hm

Foto: André Josselin

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