new voices – Debütpreis: Das ist die Shortlist

Das Harbour Front Literaturfestival lobt erstmals einen mit 10 000 Euro dotierten Debütpreis aus, für den auch Anne Sauer nominiert ist.
Was vermag ein erstes Buch? Es tastet sich langsam vor, es bahnt sich seinen Weg in die Welt und manchmal tritt es mit Schwung auf die Bühne. Der Debütroman ist oft mehr als nur ein Anfang: Er ist ein Statement. Ausdruck einer Haltung. Herzblut seiner Autorin oder seines Autors. Mit dem „NEXT.GEN: new voices“ Debütpreis will das Harbour Front Festival ein Zeichen für das literarische Erzählen von morgen setzen. Neu, mutig, eigenwillig.
Der Preis berücksichtigt deutschsprachige Romandebüts aus dem Frühjahr oder Herbst 2025 und ist mit 10 000 Euro dotiert. Er richtet sich an Kandidatinnen und Kandidaten des belletristischen Erzählens, des literarischen Eintauchens in Welten, Sprachen, Figuren. Die Jury zeichnet jene Erstlinge aus, die sich durch erzählerische Kraft, formale Eigenständigkeit und thematische Relevanz auszeichnen. Debüts, die nicht nur erzählen, sondern etwas zu sagen haben.
Mit „NEXT.GEN: new voices“ eröffnet das Harbour Front Festival 2025 eine Bühne für literarische Erststimmen und feiert gleichzeitig sein eigenes Festivalfinale, indem es die Scheinwerfer auf Texte richtet, die sich nicht anpassen, sondern behaupten.
Das hier ist die Shortlist für den „NEXT.GEN: new voices“ Debütpreis
• Anne Sauer – Im Leben nebenan (dtv)
Anne Sauer erzählt davon, wie das eigene Leben verlaufen könnte, hätte man die eine entscheidende Abzweigung nicht genommen. ‹Im Leben nebenan› spiegelt zwei Lebensszenarien einer jungen Frau, erzählt im Wechsel von zwei Versionen eines Lebens und nimmt dabei mit gebotenem Humor, Gefühl und Leichtigkeit den Horror von gewollter und ungewollter Mutterschaft in den Blick: das große Glück mit Kind, aber auch: ohne Kind zu leben.
• Ralf Westhoff – Niemals nichts (Rowohlt)
Anfang des 19. Jahrhunderts, zwei Höfe im Nirgendwo. Liza und Maximilian heiraten, sie kennen sich von Kindheit an, und Liza ist die Einzige, die Maximilian mit seinem Sprachfehler versteht. Ein Roman, der so intensiv wie zeitlos von der Macht des Wissens erzählt und eine archaisch-bäuerliche Welt mit der Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe und Selbstbefreiung verbindet.
• Annegret Liepold – Unter Grund (Blessing)
Inmitten des Schweigens ihrer Familie hat Franka sich schon immer verloren gefühlt. Bereits ihre Großmutter, genannt die Fuchsin, hortete Geheimnisse wie die schwarzen Steine in ihrer Schürze. Als Franka mit Ende Zwanzig in die fränkische Provinz mit den Himmelweihern und Spiegelkarpfen zurückfährt, sieht sie endlich hin: Wie das war in den Nullerjahren, als Deutschland Weltmeister im eigenen Land werden wollte. Als ihr Vater starb und sie in Patrick und Janna Gleichgesinnte fand, die Unsicherheit mit Krawall, Frustration mit Faustschlägen übertünchten. Als sie immer tiefer in die rechte Szene einstieg. Sie beginnt Fragen zu stellen und sucht nach einer Haltung zur Vergangenheit.
• Elisabeth Pape – Halbe Portion (Suhrkamp Nova)
In „Halbe Portion“ erzählt Elisabeth Pape eine ganz persönliche Geschichte über Essstörungen, das Aufwachsen in Armut und die damit einhergehenden Zwänge. Der Roman zeigt, warum es für Betroffene so schwer ist, mit erlernten Strukturen zu brechen und einen gesunden Umgang mit Essen und Geld zu finden. Und er spürt der Frage nach, wie uns Familie trägt, aber auch erdrückt. Ein berührendes Debüt über eine unbarmherzige Krankheit und ihre tragikomischen Momente.
• Lina Schwenk – Blinde Geister (C.H. Beck)
In «Blinde Geister» erzählt Lina Schwenk eine berührende Familiengeschichte von den 1950er-Jahren bis in die Gegenwart. Mit ihrem eindringlichen Romandebüt schreibt sie in eine Zeit hinein, in der drängende Fragen auf ein tiefes Schweigen prallen. Ein vielschichtiger und bewegender Roman, der vor dem Hintergrund deutscher Zeitgeschichte tief verwurzelte Ängste freilegt und mit feinem Gespür das Sonderbare und Entrückte im Menschen ergründet.
• Jacqueline Scheiber – dreimeterdreißig (Leykam)
Drei Meter dreißig, so hoch sind die Wände der Wiener Altbauwohnung, in der Klara und Balázs leben. Zwischen knarzendem Parkett und weit geöffneten Flügeltüren sind sie gerade dabei, sich ein gemeinsames Leben aufzubauen. Doch eines Nachts verändert sich alles, Balász liegt reglos im gemeinsamen Bett und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Was bleibt von einer Liebe, wenn ein Leben endet? Wer ist man, wenn man seine Heimat verlassen hat und eine fremde Sprache spricht? Zählt die Geschichte – oder vielleicht nur eine Kaffeetasse im Spülbecken, ein letzter Blick in den Spiegel? Und wenn all das entgleitet, kann man die Zeit anhalten?
Im Oberhafenquartier Hamburg präsentieren diese 6 Nominierten am 19. Oktober ihre Debüts einem literaturbegeisterten Publikum. Unterstrichen von besonderer Livemusik und Gesprächen trifft die Jury ihre finale Entscheidung und ehrt feierlich die Preisträgerin oder den Preisträger.
Weitere Infos gibt es auf der Homepage vom Harbour Front Literaturfestival