Nguyên Lê: Interview
Der Gitarrist Nguyên Lê verbindet modernen Jazz und Weltmusik zu einem homogenen Klang – auch auf seinem neuen Album „Bakida“ (Act). Vor seiner Deutschland-Tour sprach das city.mag mit dem Ausnahmekünstler.
city.mag: Mr Lê, Ihre bisherigen Alben setzten sich jeweils mit einer bestimmten Kultur auseinander. „Bakida“ lässt sich nicht mehr so klar verorten.
Nguyên Lê: Mit den beiden Vorgänger-CDs adaptierte ich bereits existierende musikalische Kulturen, gab ihnen lediglich einen anderen Kontext, andere Rhythmen. Mit „Bakida“versuchte ich die vielen Einflüsse, die meine derzeitige musikalische Persönlichkeit bilden, zu einer Synthese zu bringen: Hardrock und Blues, genauso wie Western Music oder Musik aus Schwarzafrika, Skandinaven, Spanien, der Türkei und dem Maghreb.
city.mag: Können Sie sich noch an ihre erste Gitarre erinnern?
Lê: Ja, sie gehörte mir gar nicht selbst. Sondern einem Gitarristen, mit dem ich damals in einer Band spielte. Ich war etwa 15 und Drummer. Wir probten in meiner Wohnung, und er ließ das Instrument immer da; er übte offenbar niemals bei sich zu Hause. Also schnappte ich mir eines Tages das Ding und versuchte es selbst einmal.
city.mag: Wie viele verschiedene Gitarren besitzen Sie heute?
Lê: Ich habe elf: akustische, elektroakustische, rein elektronische Gitarren, eine vietnamesische, zwei Jazzgitarren, zwei Elektrobässe. Ich könnte noch mehr haben, aber ich bin nicht wirklich ein Sammler. Auf der Bühne verwende ich hauptsächlich meine James Trussart, die habe ich seit 1988. Alle anderen spiele ich fast ausschließlich im Studio.
city.mag: Gibt es einen besonderen Traum, den Sie verwirklichen möchten?
Lê: Ich habe tatsächlich einen Traum, der vielleicht im April in Erfüllung gehen wird, wenn alles klappt. Ich werde erstmals in Vietnam auftreten, beim Hanoi Jazz Festival. Ich möchte gerne die besten Musiker der Welt treffen und mit ihnen zusammen spielen – Joey Baron vielleicht oder Jon Hassel, Hariprasad Chauraisa. Vielleicht welche, die ich bis heute noch gar nicht namentlich kenne. Ich bin mir sicher, dass es da grandiose Genies gibt in einem unbekannten, kleinen Dorf in einem sehr fernen Land …
Interview: Axel Schock