Nia Vardalos
Nia Vardalos ging einmal zu oft ans Telefon: Dran war Tom Hanks und wollte aus ihrem Bühnenstück einen Film machen. Nun hat sie den Salat: Die Ethno-Komödie „My big fat greek Wedding“ wurde zum größten US-Independent-Hit aller Zeiten. Und um eine Audienz bei der bei der Queen kam Vardalos auch nicht herum.
kulturnews: : 5 Millionen Dollar Kosten, über 200 Millionen Einnahme. Frau Vardalos, stehen Sie nach so einem Erfolg nicht am Rande des Wahnsinns?
Nia Vardalos: Ich warte noch immer darauf, dass mir einer auf die Schultern klopft und sagt: Geh nach Winnipeg zurück, das ist alles ein Irrtum …
kulturnews: Was sagt Ihre Familie dazu, die unfreiwillig die Vorlage für Ihre Filmfiguren lieferte?
Vardalos: Wenn keiner überraschter über diesen Erfolg ist als ich, dann ist niemand weniger überrascht als meine Familie. Sie kamen zur Premiere und sagten (griechischer Akzent): „Keine Frage, dein Film ist brillant!“
kulturnews: Er basiert auf ihrem Bühnenstück …
Vardalos: Ich habe das Stück aus Verzweiflung geschrieben, weil ich dachte: Bevor ich einen Job als Schuhverkäuferin annehme …
kulturnews: Und dann saß eines abends Tom Hanks im Publikum …
Vardalos: Ja, und als ich wenig später mein Telefon abhob, sagte er: ,Hier ist Tom Hanks. Wir wollen aus Ihrem Stück einen Film machen.’ Ich sagte: ,Danke, aber die Sache ist, dass ich gern die Hauptrolle spielen würde – ich kann kaum glauben, dass ich es wirklich wagte, das auszusprechen!’ Aber er sagte nur: ,Geht in Ordnung.’
kulturnews: Liegt seine Begeisterung vielleicht daran, dass seine Frau Rita Wilson selbst Halbgriechin ist?
Vardalos: Oh ja, Tom hat dasselbe durchgemacht wie mein Mann Ian, er ist auch durch Rita Wilsons big fat greek Family aufgesogen worden.
kulturnews: Auch Sie haben einen Nichtgriechen geheiratet. Waren Ihre Eltern ebenso dagegen wie die Eltern im Film?
Vardalos: Ja, meine Eltern dachten, dass Griechen das Beste sind, was diese Welt zu bieten hat. Indem sie Ian und seine Familie akzeptierten, sind wir eine tolerantere Familie geworden. Mein Vater hat eingesehen, dass er ziemlich ethnozentristisch drauf war. Nicht, dass er jetzt weniger griechisch wäre, aber er liebt Ian über alles. Er sagt immer: „Ian, mein Junge, du siehst wirklich griechisch aus.“ Immerhin hat er sich umtaufen lassen, damit wir in unserer Kirche heiraten konnten …
kulturnews: Wie stark sind Ihre eigenen Bindungen zu Griechenland?
Vardalos: Als ich 16 war, wollte ich nicht mehr griechisch sein. Ich wollte lieber Jane heißen, und so sein wie meine blonden kanadischen Freundinnen. Ich war es leid, dass unser Haus immer voller Verwandter war, die Lamm kochten. Mit 21 bin ich zum ersten Mal allein nach Griechenland gereist und hatte ein richtiges Aha-Erlebnis: Mein Volk hat den Parthenon gebaut! Ich bin Teil einer Blutslinie, die die Olympischen Spiele ins Leben gerufen hat! Ab sofort habe mich mit meinen Cousins nur noch auf griechisch unterhalten.
kulturnews: Glauben Sie, dass eine Hochzeit das Beste ist, was einem Mann und einer Frau passieren kann?
Vardalos: Nein, ganz und gar nicht. Das Beste, was einem Mann und einer Frau passieren kann, ist, sich zu vervollständigen, bevor man auf die Suche nach dem geht, mit dem man sein Leben teilen möchte. Es gab mal in einem Film den Satz: Du vervollständigst mich. Ich hasse diesen Satz, weil ich nicht glaube, dass ein anderer Mensch einen jemals vervollständigen könnte.
kulturnews: Dann ist es aber das beste, was den Eltern geschieht?
Vardalos: An deinem Hochzeitstag ist es das Klügste, deinen Eltern den Tag ihres Lebens haben zu lassen. Es ist geht nämlich gar nicht um dich. Das gilt besonders für Emigranten. Mein Vater kam mit acht Dollar in der Tasche nach Amerika, und es war sehr wichtig für ihn, für mich ein big fat greek Wedding auszurichten. Ich hätte lieber einen Cocktailempfang mit zehn Leuten gehabt – vergiss es. Ich habe allein 27 Cousins und Cousinen ersten Grades. Hak´s einfach ab.
kulturnews: Neulich haben Sie die Queen getroffen, die behauptet immerhin 23 Cousins und Cousinen ersten Grades zu haben.
Vardalos: Ja, das war was. Der Protokollchef hat mir genau erklärt, wie ich mich zu verhalten habe : So knicksen Sie, die Hände an der Seite, immer schön Augenkontakt halten, reden Sie sie mit Eure Majestät an, und sprechen Sie nicht, bevor sie zu Ihnen spricht! Das war nicht leicht für mich, weil ich gern rede, wie Sie merken. Naja, ich hab’s geschafft …
Interview: Nina Rehfeld