Nico Semsrott: Freude ist nur ein Mangel an Information
Depression als Unterhaltungskonzept: Darauf musste auch erst mal jemand kommen. Nico Semsrott hat das Patent angemeldet und zeigt uns, wie tief die Stimmung auf der Bühne sinken kann.
Hagen Rether tut es mit „Liebe“, Volker Pispers mit „Bis neulich“: Sie wechseln die Titel ihrer Bühnenprogramme seit Jahren nicht, und diese Jahre beziffern sich mittlerweile auf eine zweistellige Summe. Im Vergleich zu ihnen ist Nico Semsrott mit seinen gerade mal 29 Jahren ein Newcomer, zumal er erst vor nun knapp vier Jahren im Hamburger Polittbüro Premiere feierte mit seinem ersten abendfüllenden Programm: „Freude ist nur ein Mangel an Information“. Allerdings hat er dem Titel längst den Zusatz „Update 1.5“ und inzwischen „Update 2.0“ verpasst und das Programm rundumerneuert. Der Ansatz der traurigen Spaßkanone ist es, Depression als Spiegel der Gesellschaft zum Gegenstand eines ganzen Abends zu machen und so Kapitalismuskritik – wenn auch mit stark depressiver Attitüde – erfrischend lebensweltlich zu gestalten. Und Sie glauben es nicht: Die Leute rennen Semsrott die Bude ein.
Nico Semsrott erklärt uns seinen Beruf.