Nicolas Cage
Nicolas Cage ist kein Schauspieler der normalen Rollen. Ob als Autor, der sich zu Tode säuft („Leaving Las Vegas“) oder irrer Schurke mit Goldknarre („Face/Off“): Cage mag’s extrem. In John Woos Kriegsfilm „Windtalkers“ spielt er einen traumatisierten Marine im Zweiten Weltkrieg, der einen indianischen Funker beschützen muss.
kulturnews: Mr. Cage, in ihren Rollen ist eine starke Tendenz zu ambivalenten und gebrochenen Figuren erkennbar. Woher kommt das?
Nicolas Cage: Ich bin wirklich nicht an Perfektion interessiert, was den Zustand eines Menschen angeht. Ich nehme dieser Perfektion – dem Lachen oder dem Weinen – gerne die Maske ab, um die Brüche der Menschen zu zeigen und wie sie diese Brüche bewältigen. Meine Figur in „Windtalkers“ ist angetrieben von dem Wunsch nach Erlösung und der Schuld am Tod seiner Männer. Am Ende wird ihm klar, dass die Gewalt seine Freunde nicht zurück- bringen kann. Ich weiß nicht warum, aber ich fühle mich immer schon zu Figuren hingezogen, die einen dunklen Kampf in ihrer Seele ausfechten.
kulturnews: Wie ist das Verhältnis zwischen ihrem Leben und den Rollen, die sie spielen?
Cage: Ich spiele gerne Dramen. Dadurch kann ich tiefer graben und mich selber besser erforschen. Ich versuche, in mich hineinzuhören, den Samen der Gefühle zu finden, die in mir drin sind, Wasser draufzugießen und sie zum Wachsen zu bringen. Das wende ich dann auf die Figur an, die ich spiele.
kulturnews: „Windtalkers“ ist nach „Face/Off“ (1997) ihr zweiter Film mit John Woo, dessen Hauptmotive immer Religion, Loyalität, Freundschaft, Rache oder Ehre sind. Was gefällt ihnen an daran?
Cage: Sie sind überlebenswichtig, damit man sein Leben auf eine spirituelle Art leben kann. Sachen wie Ehre und Loyalität sind bei vielen jungen Menschen verloren gegangen und vielleicht hilft es, wenn Schauspieler Inhalte transportieren, die die Wichtigkeit von Freundschaft, Liebe und Spiritualität zeigen. Ich habe John für diese Themen immer bewundert. Er ist ein echter Gentleman und ein wahrer Christ. Er glaubt an Freundschaft und lebt nach dieser Philosophie, das beeinflusst auch seine Regiearbeiten. Ich versuche auch, so zu leben. Ich versuche zu meinen, was ich sage, ich versuche, für meine Freunde da zu sein, wenn ihnen jemals etwas zustoßen sollte. Das ist wichtig. Letztens wurde ich nach dem Rollenmodell gefragt, nach dem man leben soll. Ich sagte: Behandel andere so, wie du dich selber behandeln würdest.
Interview: Volker Sievert