Nicolas Cage
Er ist der wohl konsequenteste Grenzgänger zwischen Mainstreamkino und preisverdächtiger Filmware. Diesen Monat ist Nicolas Cage (41) mal wieder auf der anspruchsvollen Straßenseite Hollywoods unterwegs – mit Regenschirm.
_ulysses: Mister Cage, Sie haben mal gesagt, dass Sie Filme benutzen, um Ihre privaten Probleme zu verarbeiten. Stimmt das?
Nicolas Cage: Ja. Filmemachen ist für mich immer auch ein bisschen Therapie.
_ulysses: In Ihrem neuen Film spielen Sie einen leicht depressiven Wettermann, der sein Privatleben nicht in den Griff kriegt.
Cage: Ich weiß schon, was Sie fragen wollen. Und ich kann Ihre ungestellte Frage mit „ja“ beantworten. Als das Skript zu „The Weather Man“ auf meinem Schreibtisch landete, hatte ich gerade eine schlimme Scheidung hinter mir. Die hat mich echt umgehauen – und dann kam dieser Film auf einmal daher.
_ulysses: Wie kann ein Film denn bei solchen privaten Problemen helfen?
Cage: Ganz einfach. Ich war fertig, depressiv, traurig. Ich habe die Parallelen zu meiner Figur im Film sofort erkannt und die Chance gesehen, aus dieser negativen Erfahrung etwas Positives herauszuziehen. Ich mag es, wenn ich meine ganze persönliche Traurigkeit in eine Rolle stecken kann. Für mich ist das eine Art Reinigungsprozess.
_ulysses: Sind Sie religiös?
Cage: Nicht wirklich. Ich bin ein spiritueller Mensch, der daran glaubt, dass sich unser Leben in Zyklen bewegt. Ich bin auch ein Mensch, der in der Vergangenheit oftmals großen emotionalen Schwankungen ausgesetzt war.
_ulysses: Das ist heute nicht mehr so?
Cage: Heute versuche ich, die Wellen besser zu kontrollieren, die auf mich zurollen. Ich möchte mit etwas mehr Balance durchs Leben gehen. Wenn Du ständig ekstatisch oder depressiv bist, dann triffst Du keine guten Entscheidungen. Meine Ausgeglichenheit hilft mir heute als Schauspieler, Vater und Ehemann.
_ulysses: Die angesprochene Scheidung von Lisa Marie Presley wurde durch alle Medien für die Öfentlichkeit aufbereitet. Was macht Nicolas Cage eigentlich, wenn er mal richtig wütend ist?
Cage: Da halte ich es mit George Washington. Der hat einmal gesagt: Wenn Du wütend bist, zähle bis zehn. Wenn Du besonders wütend bist, dann zähle bis 100. Geduld ist, was zählt.
_ulysses: Wenn Sie jemand nach einem guten Ratschlag fürs Leben fragte, was wäre Ihre Antwort?
Cage: Versuche, negative Einflüsse in positive Emotionen zu verwandeln. Du fühlst Dich freier und besser danach.
_ulysses: Wie war eigentlich die Beziehung zu Ihrem Vater, einem Literaturprofessor?
Cage: Ich habe immer versucht, meinem Vater nachzueifern. Ich habe mir ständig die Frage gestellt, wie ich seinen Status erreichen könnte. Aber das war einfach nicht zu schaffen. So bin ich eines Tages zu ihm gegangen und habe gesagt, dass ich Schauspieler werden möchte. Ich war überrascht, wie viel Unterstützung ich von ihm erhielt.
_ulysses: War ja eine ganz gute Entscheidung. Heute verdienen Sie mehr Geld als die gesamte Belegschaft einer Universität zusammen!
Cage: (lacht). Ja, aber aufs Geld kommt es ja nicht immer nur an. Der alte Spruch „Geld kauft kein Glück“ stimmt leider auch heute noch.
Interview: Julia Manfredi