Der Tod trägt Seitenscheitel: „No Country for old Men“ bei ZDF neo
Die Coen-Brüder schicken den unvergesslichsten Killer der Filmgeschichte in Texas auf die Suche nach zwei Millionen Dollar. Ein Film für die Ewigkeit!
Vier Oscars, zwei Golden Globes, ein MTV Award, unzählige weitere Auszeichnungen: Die Jagd eines teuflischen Killers (Javier Bardem, „Dune“) auf einen Vietnameveteranen (Josh Brolin, auch „Dune“), der über einen tödlich verlaufenen Drogendeal in der Wüste stolpert und herrenlose zwei Millionen Dollar an sich nimmt, ist einer der bedeutendesten Filme des 21. Jahrhunderts und der beste Film der großartigen Coen-Brüder – und Joel und Ethan haben ja nicht wenige großartige Filme gemacht (unter anderem „Fargo“, „The big Lebowski“, „A serious Man“ und „Inside Llewyn Davis“, bis 4. Mai in der ARD Mediathek). „No Country for old Men“ von 2007 gibt es heute Abend bei ZDFneo.
Der Autor dieser Zeilen muss zuerst ein Geständnis machen: Auch als erfahrener, hartgesottener Kinogänger hat er sich damals mit seiner Freundin nicht ins Kino getraut, um „No Country for old Men“ zu gucken – zu sehr hatten ihn die Berichte über die harte Gewalt des Films beeindruckt, der zudem auch noch komplett ohne Musik auskommt und dem Zuschauer keinerlei akustische Warnung über bevorstehende Brutalitäten bietet. Erst Jahre später hatte er genug Mumm, um das nachzuholen. Und er erkannte, dass die weggelassene musikalische Untermalung einer der genialen Ideen der Coen-Brüder in diesem Neo-Noir-Western-Meisterwerk nach einem Roman des Krimi-und Westernautors Cormac McCarthy ist – neben zahllosen anderen Dingen.
Da ist zum einen die Figur des Killers mit seiner Günter-Netzer-Frisur, seinen ungewöhnlichen Waffen (Bolzenschussgerät und schallgedämpfte Selbstladeflinte) und seinem gespenstischen Auftreten und Morden – Anton Chigurh ist nichts anders als der Tod an sich. Da ist der altersmüde, vom Ausmaß der Gewalt erschreckte texanische Sheriff (Tommy Lee Jones), der Jäger und Gejagtem immer hinterher ist, aber der Sache nie nahek0mmt. Da ist sind die brillanten, spärlichen Dialoge, die Tatsache, dass die drei Hauptiguren nie zusammen zu sehen sind oder das Ende, das den zu erwartenden Showdown einfach verweigert – eine drastische Antiklimax, die wohl krasseste der jüngeren Filmgeschichte.
„No Country for old Men“: Kopf oder Zahl
Die Handlung: Jäger Llewelyn Moss findet tote Mexikaner und Drogen in der Wüste und viel Geld, das er mitnimmt. In der Nacht kehrt er an den Ort des Geschehens zurück, um einem Verletzen Wasser bringen. Doch die Drogengang taucht auf und jagt Moss, der angeschossen in einen Fluss stürzt und so entkommt. Er verfrachtet seine Frau zu deren Mutter und taucht mit dem Geld unter. Er ahnt nicht, dass sich in dem Koffer ein Peilsender befindet, der den von der Mafia mit der Wiederbeschaffung des Geldes beauftragten Auftragsmörder Anton Chigurh auf seine Spur bringt. Chigurh bringt jeden um, den er trifft oder lässt einen Münzwurf über das Schicksal des Gegenübers entscheiden.
Sheriff Ed Tom Bell findet die Leichen, findet weitere Opfer Chigurhs und kann dem mörderischen Treiben doch nur enstetzt zusehen, da er immer einen Schritt zu spät kommt. Derweil wird auch der Auftragsmörder Carson Wells (Woody Harrelson) auf das Geld und Moss angesetzt, da die Mafia Chigurh für ein wandelndes Pulverfass hält – was er auch ist, hatte er doch auch seine Auftraggeber am Ort der Drogengemetzels mal eben erschossen. Sheriff Bell weiß, was für Leute Moss auf den Fersen sind, Moss wiederum ist sich der Gefahr nicht bewusst …