NoJazz
Der König ist tot, doch unvergessen.Das französische Fusion-Quintett NoJazz ist besonders rührig beim Huldigen der Trompetenlegende Miles Davis. Gipfel der Hommage: Sie verplichteten gar einen Miles-Produzenten. Ein Gespräch mit Keyboarder Philippe Balatier vorm NoJazz-Konzert in der Fabrik.
kulturnews: Philippe, euer Produzent ist Teo Macero, der 1983 ein Album von Miles Davis gemischt hat. Traut man sich überhaupt, einem Mann mit solcher Vergangenheit zu widersprechen?
Philippe Balatier: Ja, wir haben es gewagt. Bei den Aufnahmen wollten wir einen Song wiederholen, obwohl er das ablehnte. Allerdings haben wir es dann doch nicht gemacht …
kulturnews: Der Jazz öffnet sich seit einigen Jahren immer mehr für einst verpönte kommerzielle Stile, nämlich Pop und Dance. Oder ist er etwa aus purer Schwäche von ihnen überwältigt worden?
Balatier: Vielleicht ist es genau das, was die Leute vom Jazz wollen. Immer mehr Hörer finden neue Zugänge zum Jazz. Einige Projekte sind gut, manche sogar sehr gut und andere sind Bullshit! Sagt uns also, wo ihr uns einordnet … Ich hätte selbst nicht geglaubt, dass ich mit diesen Bläsern spielen kann. So lange wir bei unseren Konzerten Spaß haben, werden wir weiter machen.
kulturnews: Ihr mischt dem Jazz zudem HipHop und Drum & Bass unter. Ist er allein etwa nicht überlebensfähig?
Balatier: Alle in der Band haben einen anderen musikalischen Hintergrund. Niemand hat uns gesagt, dass wir Drum & bass oder HipHop spielen müssen. Wir haben es gemacht, weil wir diese Musik mögen und es einfach Spaß gemacht hat. Am Anfang gab es die Idee, ein schnelles Bläserthema mit elektronischen Maschinen zu spielen, damit es wie ein von elektronischen Dschungel-Trommeln gespieltes Charlie-Parker-Thema klingt.
kulturnews:Wenn Miles Davis von den Toten auferstünde, würdet ihr ihm den Job als Bandleader anbieten …?
Balatier: Nein … Es gibt keinen Bandleader, das ist unser Grundsatz. Aber natürlich würden wir ihn zum Konzert einladen …
kulturnews: Hätte Miles den Job denn angenommen?
Balatier: Frag da lieber Teo Macero …
Interview: Matthias Wagner
4. 4. Fabrik, Hamburg