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Normahl / Lars Besa

Ach, warum nur müssen sich ausgerechnet Punks immer wieder die Frage nach dem Schein und Sein gefallen lassen? Weil es halt Spaß macht, manche Wunde offen zu halten, auch wenn schon jeder mal drin rumgepiekt hat … Auch Lars Besa, Chef der legendären Deutschpunker NoRMAhl, muss da durch. Zumal ihn zum Comeback ja keiner gezwungen hat.

citymag: Lars, jahrelang lag die Stuttgarter Punklegende NoRMAhl auf Eis. Warum ist ausgerechnet jetzt die Zeit reif für ein Comeback?

Lars Besa: Wie schon die Songtitel der CD andeuten, handelt es sich um eine sehr persönliche Abrechnung mit allem, was in dieser Gesellschaft gerade stinkt. Und wir glauben, dass es durchaus wieder an der Zeit ist, als eine von wenigen übrig geblieben Punkbands mal wieder richtig reinzuhauen.

citymag: Wie man hört, bist du inzwischen Angestellter mit versteuertem Einkommen. Auf der CD spielst du dagegen wieder den Punk, der gegen das System wettert.

Besa: Leider gehört Punkrock im Gegensatz zu manch anderen Kultursparten nicht gerade zu den subventionierten Musikarten. Insofern muss man das Ding eben mit „normaler“ Arbeit finanzieren.

citymag: Was sagt denn dein Chef dazu?

Besa: Mehr arbeiten, du Sack!

citymag: Und Hans Eichel?

Besa: Mehr Steuern zahlen, du Depp!

citymag: Laut, links und rebellisch: Ist das nicht inzwischen überholt?

Besa: Und was wäre zur Zeit hip? Leise, rechts und angepasst und irgendwann mit der Pumpgun übern Schulhof?

citymag: Aber gibt es denn überhaupt ein richtiges Leben im falschen? Anders gefragt: Muss man als Punk ab einem gewissen Alter ein bisschen schizophren sein?

Besa: Punk hatte noch nie was mit Oberflächlichkeiten wie „Alter“ zu tun. Punk ist und bleibt eine Lebenseinstellung, die – wenn man sie einmal erfahren hat – einen sein Leben lang prägt. Wer insofern glaubt, daß man seine Jugend nur deshalb über Bord werfen muss, weil man eine gewisse Anzahl von Jahren gelebt hat, dem gestatten wir gerne ein paar erholsame Tage in Winnenden (im dortigen Krankenhaus für Psychiatrie und Neurologie, Die Red.) – zur Behandlung seiner Altersschizophrenie.

citymag: Ihr schreibt die drei mittleren Buchstaben des Bandnamens groß: RMA. Welch geheime Botschaft verbirgt sich denn dahinter?

Besa: Keine geheime Botschaft. Nur ein besoffener Setzer.

citymag: Und im Booklet gibt es Besa in Jesus-Posen, Besa am Kreuz und Besa mit Dornenkrone. Auch keine Botschaft? Oder hoffst du einfach auf publicitywirksame Proteste der Kirche?

Besa: Diese Symbolik ist kein Angriff auf die Kirche oder sonstige Glaubensgemeinschaften, die sich auf dieses Symbol berufen, sondern eine Frage an die gesamte Gesellschaft in diesem Land: Wen nagelt ihr in eurer Geldgeilheit, eurem Fortschritts- und Größenwahn als nächstes ans Kreuz?

citymag: Und wen hat ein Altpunk am 22. September gewählt?

Besa: Auf jeden Fall keinen von diesen aufgeblasenen und korrupten Pennern, die sich zur Wahl stellen.

Interview: Matthias Wagner

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