Das Norwegian Digital Jazz Festival startet
In einem Jahr ohne Festivals richtet das Norwegian Digital Jazz Festival den Blick nach vorn – und holt die besten Künstler*innen des Landes auf die virtuelle Bühne.
Ja, dass die Festivalsaison in diesem Jahr abgesagt wurde, schmerzt noch immer. Umso mehr Freude bereiten uns dafür aber die Lichtblicke, die es trotz der aktuellen Corona-Maßnahmen gibt. Dass es sich bei dem Norwegian Digital Jazz Festival um so einen Lichtblick handelt, wird spätestens bei einem Blick auf das Line-up klar. Denn – wie es der Name vermuten lässt – bei dem digitalen Festival gibt sich das Who’s who der norwegischen Jazzszene die Klinke in die Hand.
Los geht es in dieser Woche mit Konzerten von dem Mathias Eick Quintet, Silje Nergaard und Mats Eilertsen. Danach werden jede Woche jeweils drei neue Acts präsentiert, darunter auch weitere internationale Größen wie Bugge Wesseltoft und Nils Petter Molvær. kulturnews stellt die Künstler jede Woche vor und gibt mit kurzen Videos Einblick in das Programm. Eine Übersicht über alle Konzerte des Festivals gibt es unten auf der Seite.
Die Konzerte wurden vorab im Osloer Klub Sentralen aufgezeichnet. Neben den Shows gibt es als Zusatz Interviews, in denen die Künstler* innen mit dem norwegischen Journalisten Audun Vinger über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen während des Lockdowns sprechen. Tickets gibt es für 10 Euro pro Konzert auf der offiziellen Website des Festivals.
Mathias Eick, Silje Nergaard und Mats Eilertsen machen den Anfang
In der ersten Woche des virtuellen Festivals stehen drei Acts auf dem Programm, die in der Breite ihres musikalischen Spektrums bereits ein Gefühl für die Vielfalt des skandinavischen Jazz vermitteln.
Der Trompeter und Multiinstrumentalist Mathias Eick (Foto) hat sich seine Sporen unter anderem als Sideman und Kollaborateur von Größen wie Pat Metheny, Chick Corea und Manu Katché verdient. Kein Wunder also, dass der Mann lange als eines der größten Talente der norwegischen Jazzszene gehandelt wurde. In seinen eigenen Kompositionen bewegt sich Eick auch gerne mal entlang der Grenze zwischen Jazz und Progressive Rock und spart auch Experimente nicht aus. Die Stücke des 41-Jährigen sind reich an Atmosphäre, dennoch stehen im Zentrum die Melodien, und nicht zuletzt das virtuose Trompetenspiel.
Silje Nergaard ist in ihren Arrangements zwar weniger experimentell als ihr Kollege, gehört mit ihrer sanften Stimme aber zu den erfolgreichsten Jazzsängerinnen Europas. In den 30 Jahren ihrer Karriere kann sie auf 16 Alben, zahlreiche Auszeichnungen und sogar eine Grammy-Nominierung zurückblicken. Bei dem Norwegian Digital Jazz Festival präsentiert sie mit dem Pianisten Espen Berg Songs aus ihrem neuen, selbstbetitelten Album, auf dem sie einige ihrer größten Erfolge in reduzierten Arrangements neu darbietet.
Mats Eilertsen hat sich nicht zuletzt wegen seiner Umtriebigkeit einen Namen in der Jazzszene seines Heimatlands gemacht. Der Bassist hat mit zahlreichen norwegischen Bands zusammengearbeitet, darunter unter anderem Sängerin Solveig Slettahjell und Trompeter Nils Petter Molvær. Dennoch braucht der 45-Jährige keinesfalls eine Band, um zu überzeugen. Bei dem Norwegian Digital Jazz Festival steht Eilertsen nur mit seinem Bass auf der Bühne. Seine einstündige Solo-Improvisation ist in Bezug auf die Corona-Pandemie entstanden und trägt den simplen Titel „Korone“.
Alle Konzerte des Festivals im Überblick
29. 10.
Mathias Eick Quintet
Silje Nergaard
Mats Eilertsen
05. 11.
Beady Belle
Arild Andersen Group
Eivind Aarset Quartet
12. 11.
Bugge Wesseltoft
Bendik Hofseth’s Woodland
Elephant9
19. 11.
Nils Petter Molvær
Tord Gustavsen Trio
Trygve Seim «Rumi Songs»
26.11.
Ketil Bjørnstad
Gard Nilssen Acoustic Unity
Hedvig Mollestad Trio