Oliver Kalkofe/Bastian Pastewka
kulturnews: „Der Wixxer“ ist eine Parodie auf die alten Edgar Wallace-Filme. Wie kam es zu dieser Idee?
Bastian Pastewka: Oliver Welke, Oliver Kalkofe und ich überlegten uns lange, was einen Edgar Wallace im Jahre 2004 ausmachen könnte. Uns war dabei immer klar, dass diese Filme in den sechziger Jahren in einer optimalen Zeit angesiedelt waren. Sie hatten ihre eigene Spannung, ihren eigenen Look, und das – und nur das – wollten wir einbauen. Wir maßen uns nicht an, die Serie mit „Der Wixxer“ fortführen zu wollen, sondern nehmen nur ein bisschen von der damaligen Gruselstimmung, um daraus eine Komödie mit vielen Anspielungen zu machen.
Oliver Kalkofe: Die Edgar Wallace-Filme sind nie richtig parodiert worden. Das wurde mir bereits klar, als ich und Oliver Welke vor vielen Jahren unter dem gleichen Titel eine Hörspielserie fürs Radio machten. Seitdem spielte ich immer wieder mit dem Gedanken, dass daraus ein Film entstehen müsste. Sieben Jahre lang hat sich aber keiner dafür interessiert. Es hieß dann immer, Genre-Parodien seien in Deutschland out.
kulturnews: Bis Michael „Bully“ Herbig kam und mit seiner Winnetou-Parodie „Der Schuh des Manitu“ Kassenrekorde brach …
Kalkofe: Nein, damit hat das nichts zu tun. Es sieht zwar so aus, als wollten wir uns an den Erfolg von „Der Schuh des Manitu“ anhängen, aber so ist es nicht. Wir waren bereits in der Drehbuchphase, als Bullys Film in die Kinos kam. Natürlich hat uns sein Erfolg geholfen, auch unser Projekt schneller finanzieren zu können. Plötzlich hieß es, genau das braucht Deutschland.
kulturnews: Winnetou-Darsteller Pierre Brice fühlte sich durch „Der Schuh des Manitu“ auf den Schlips getreten. Welcher alte Edgar Wallace-Altstar hat sich bei Ihnen schon beschwert?
Pastewka: Ich denke, das wird nicht passieren. Wer ernsthaft glaubt, die Würde der 60er-Jahre-Filme wäre verletzt worden, hat den „Wixxer“ nicht verstanden. Wir haben sogar versucht, Eddie Arent und Joachim Fuchsberger für Gastauftritte zu bekommen.
Kalkofe: Was leider nicht klappte. Herr Arent war zu krank und von Fuchsberger bekamen wir keine Antwort. Ich kann nur hoffen, dass sie ihren Sinn für Humor nicht verloren haben und nicht irgendwann auf dem „Wetten, dass … “-Sofa sitzen, um uns vorzuwerfen, dass wir keinen Respekt vor Edgar Wallace und Mönchen mit Peitschen hätten.
kulturnews: Was sind nun die typischen Zutaten eines Wallace-Films, die in „Der Wixxer“ durch den Kakao gezogen werden?
Pastewka: Wir haben uns ein bisschen an „Die toten Augen von London“ orientiert. Das war der 6. Wallace-Film aus dem Jahre 1961. In dem Film gibt es fast alles, was auch wir haben: Gruselstimmung, Nebel, schwarzweiße Schlösser sowie Eddie Arent und Joachim Fuchsberger als das optimale Traum-Inspektoren-Duo.
Kalkofe: An diese beiden Figuren haben wir uns gehalten. Während Bastian den geschniegelten Besserwisser mit Melone spielt, tauche ich als Möchtegern-Fuchsberger auf, der erfahrender, aber ziemlich heruntergekommen ist.
kulturnews: Stehen Sie jetzt unter den Druck, einen ähnlichen Erfolg wie „Der Schuh des Manitu“ haben zu müssen?
Kalkofe: Dann müssten wir mindestens 12 Millionen Zuschauer aufbringen. Ich finde, man muss aufpassen, sich daran zu messen. Sonst gilt jede deutsche Komödie, die weniger als elf Millionen Zuschauer hat, bereits als Flop. Wir wollen mit unserem Film zumindest so erfolgreich ein, dass noch eine Fortsetzung gedreht werden könnte. Insgeheim ist das Ganze sogar als Trilogie angelegt.
Pastewka: Sollten wir weniger Glück haben, freuen wir uns einfach auf die DVD von „Der Wixxer“, die uns daran erinnern wird, wie viel Spaß wir beim Drehen hatten.
kulturnews: Wann sind Sie das erste Mal mit Wallace konfrontiert worden?
Kalkofe: Ich kenne die Filme nur aus dem Fernsehen. Mit acht Jahren fand ich das wahnsinnig spannend und gruselig. Ich konnte manchmal nachts nicht einschlafen und holte mir dann das Holzkreuz aus dem Wohnzimmer und bin damit im Arm eingeschlafen.
Und als Sie älter wurden?
Kalkofe: Habe ich mich dafür geschämt. Wenn man in der Pubertät ist, will man nichts mehr davon wissen, was einem als Kind gefallen hat. Man findet das alles doof. Erst wenn man eine gewisse Selbstironie entwickelt hat, entdeckt man die Dinge neu. Heute habe ich einen tierischen Spaß, wenn ich mir einen Edgar Wallace-Film ansehe.
Interview: Markus Tschiedert