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„One Grass Skirt to London“ von Malia: Komplett von der Rolle

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(Foto: Timo Jaeger)

Jazzsängerin Malia interpretiert auf ihrem neuen Album Hits aus der Filmgeschichte – und gibt damit auch Hilfestellung fürs nächste Pubquiz.

Wer mit einer solch außergewöhnlichen Stimme gesegnet ist, kann es sich durchaus leisten, nicht alles im Musikgeschäft so ganz ernst nehmen zu müssen: Jazzsängerin Malia macht’s immer gern ein bisschen anders. Egal, ob sie für ein Songvideo nur mit Schuhen bekleidet durch Kapstadt spaziert, mit einer Megaturmfrisur in der Badewanne sitzt und „My Baby just cares for me“ haucht, oder ob sie Lee Marvins „Wandrin’ Star“ zum Feelgood-Reggae umkrempelt – die aus dem afrikanischen Malawi stammende Künstlerin geht ebenso konsequent wie leichtfüßig ihren Weg. Jetzt bezaubert sie ihre Fans mit dem Album „One Grass Skirt to London“, auf dem sie Interpretationen von Kino-Hits versammelt, die für sie selbst offenbar eine ganz besondere Bedeutung hatten.

Nach London ist die 1978 geborene Tochter einer Afrikanerin und eines Briten als Teenagerin gekommen. Mit 14 ist sie dort sofort in der pulsierenden jungen Groovejazzszene versunken, hat in einem Musikcafé gejobbt und dort schon bald statt eines Tabletts mit Drinks das Mikrofon in der Hand gehabt. Bei ihren ersten Gehversuchen hat sich Malia gleich an den großen Legenden orientiert, an Billie Holiday, Sarah Vaughn, Aretha Franklin und an Nina Simone, deren Songmaterial sie später auf dem Album „Black Orchid“ interpretiert hat. Ein Zufall hat sie mit dem französischen Musiker, Komponisten und Produzenten André Manoukian zusammengebracht: Malia hat ein Lied der Französin Liane Foly gehört, das Manoukian mit ihr aufgenommen hatte, und von diesem Moment an sollte der Franzose immer wieder ihr wegweisender Begleiter sein.

Wer „One Grass Skirt to London“ hört, fragt sich unweigerlich, aus welchen Filmen die Songs stammen. Manche dieser Fragen sind für Leinwandfans im Besonderen und Kulturklugscheißer im Allgemeinen so einfach zu beantworten wie bei einem mittelschweren Pubquiz: Klar, „Take my Breath away“ ist die gute, alte „Top Gun“-Schnulze, und ohne „Maniac“ wäre der 80er-Blockbuster „Flashdance“ nur halb so gut gewesen – auch „What a Feeling“ den Oscar bekommen hat.

Doch was ist mit „Suicide is painless“? Kommt einem irgendwie zwar irgendwie bekannt vor, aber selbst, wer sich noch trübe daran erinnern kann, dass die Manic Street Preachers die Nummer mal gecovert haben, bleibt da stecken und muss erst mal wieder die Suchmaschine bemühen, um zum Ziel zu gelangen. Ob Malia selbst diesen höchst unterhaltsamen Quiz-Effekt einkalkuliert hatte, als sie ihr Kinoalbum eingespielt hat? Na ja, eigentlich sollen sich die Fans ja auf meine Musik konzentrieren, mag sie sich gedacht haben. Aber auf der anderen Seite: Man muss ja nicht immer alles so ernst nehmen.

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