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Orange Blossom Festival: „Die niedrigste Arschlochdichte aller Festivals“

Alex Henry Foster lässt sich beim OBS vom Publikum auf Händen tragen.
Alex Henry Foster lässt sich beim OBS vom Publikum auf Händen tragen. (Foto: Stephan Wolter)

Die Mainstage ist zwar nur 6x6 Meter, dafür kann im Publikum plötzlich der eigene Lieblingskünstler neben einem stehen: Veranstalter Rembert Stiewe im Interview zu seinem Orange Blossom Festival.

Der Rolling Stone hat euch einmal als „das beste kleine Festival“ bezeichnet. Was ist der große Vorteil eines kleinen gegenüber einem großen Festival? Und was macht euer Festival so besonders?

Rembert Stiewe: Bei kleinen Festivals befinden sich die Musiker:innen, die Crew und das Publikum eher auf Augenhöhe als bei Mega-Events. Außerdem ist die Servicequalität oft höher. Es gibt hier so viele Sitzgelegenheiten und so viele Toiletten pro Kopf wie bei kaum einem anderen Festival. Die Verzehrpreise sind moderat. Musiker und Musikerinnen stehen mitten im Publikum, um die Auftritte anderer Bands zu genießen. Und welches andere Festival kann schon von sich behaupten, ein Wickel- und Stillzelt zu haben? Das Publikum ist natürlich auch ein zentraler Faktor. Jemand meinte mal, dass das OBS die niedrigste Arschlochdichte aller Festivals habe. Ob man 16 oder 60 Jahre alt ist, ob man sich als besonders hip versteht oder nicht, ob weiblich, männlich oder nicht binär: Niemand wird hier ausgegrenzt. So entsteht beim OBS eine Aura, die den Sänger der britischen Band The Slow Show Rob Goodwin einst zum Schwärmen verleitet hat: „Man merkt, dass das Festival aus den richtigen Gründen gegründet und immer noch aus denselben Gründen veranstaltet wird. Euer Festival macht die Menschen glücklich, lädt ihre Akkus auf und hilft ihnen, die Welt zu ertragen.“

Wie entsteht eigentlich euer Line-up – worauf legt ihr beim Einladen der Künstler:innen wert?

Stiewe: Es geht um Live-Musik als Welterklärungsmuster. Ich möchte allen Besucher:innen wenigstens drei, vier Bands präsentieren, von denen sie vorher nichts wussten. Es ist für mich immer ein unvergleichliches Gefühl, wenn eine zuvor unbekannte Band auf dem Festival wirklich einschlägt. Die musikalische Bandbreite ist mit den Jahren größer geworden, von Indie-Rock über Singer/Songwriter-Pop zu Postpunk, aber auch musikalische Nebentäler sind vertreten. Trotzdem wird das Line-up nie beliebig. Auch die Haltung der auftretenden Künstler:innen spielt eine Rolle, ein hoher FLINTA*-Anteil ist beim OBS außerdem ganz selbstverständlich.

Was ist euer persönliches Festival-Must-Have, ohne das ihr nie anreisen würdet?


Stiewe: Ein am Gürtel befestigter Bierbecher-Halter.

Welches Klischee über Festivalveranstalter stimmt bei euch absolut? 

Stiewe: Ich glaube, viele Veranstalter:innen sind latent selbstausbeuterisch unterwegs und letztlich dann doch immer wieder Herrscher:innen des Chaos – egal, wie gut oder schlecht vorbereitet die Produktion ist.

Was würdet ihr machen, wenn ihr für einen Tag mal komplett anonym auf eurem eigenen Festival unterwegs sein könntet?

Stiewe: Ich würde versuchen, möglichst alle Konzerte nicht nur mitzunehmen, sondern ausgiebig zu genießen. Bei einem geruhsamen Rundgang über das Gelände würde ich vor dem „Schrein“, einer Gedenkstation für verstorbene Musiker:innen und Freunde des OBS, kurz in mich gehen, unbedingt die frittierte lokale Spezialität „Mini-Calzone“ probieren, mit den Menschen um mich herum einfach drei Tage auf einem anderen Planeten verbringen. Und die Kraft, die ich daraus schöpfen würde, würde ich versuchen, zu konservieren, damit sie mir durch das Jahr hilft.

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