Orange Blue
So kann‘s gehen: Da annoncieren ein paar junge Musiker 1992 in einem Hamburger Musikmagazin „Band sucht Sänger“. Darauf meldet sich Volcan Baydar, ein in Hamburg geborener Junge mit türkischem Pass. Fortan spielt die Band auf diversen Partys Soulstücke aus den Sechzigern. Doch die Gruppe bricht auseinander, übrig bleiben Volcan und Vince Bahrdt, der Pianist. „Wir beide hatten damals einfach keine Lust zu studieren“, erinnert sich Volcan. „Wir wollten zusammen als Duo was auf die Beine stellen.“ Das ist den beiden inzwischen 26-Jährigen gelungen. Mit ihrer Pianoballade „She’s got that Light“ landeten Orange Blue vor anderthalb Jahren einen überraschenden Hit. „Dieser Song veränderte unser Leben und er stammt von Typen, die aus keinem Container entsprungen sind“, wie Vince nicht ohne Stolz bemerkt. Denn jahrelang putzten die Zwei, die in ihrer Freizeit am liebsten Fußball spielen oder in Kiez-Kneipen herumhängen, vergeblich die Klinken der großen Plattenfirmen. Volcan: „Alle sagten uns, man könnte uns nicht vermarkten. Die fanden unsere Lieder zu altmodisch. Dabei ist das doch genau unsere Stärke.“ So hatten die Beiden sogar schon einmal einen Plattenvertrag unterschrieben, waren im Ton-Studio, hatten die Aufnahmen aber nach einigen Tagen abgebrochen. „Die Produzenten wollten einfach andere Sachen als wir“, erklärt Volcan fast entschuldigend. Nach weiteren drei erfolglosen Jahren, „in denen wir vor der Stereoanlage meiner Eltern saßen und uns einfach über unsere Lieder freuten“, so Vince lachend, klappte es dann endlich. Das erste Album „In Love with a Dream“ stand Monate lang in den Charts, für den Disney-Film „Dinosaur“ durften sie das Stück „Can somebody tell me who I am“ beisteuern, und auf ihrer aktuellen Single „When Julie says“ besingen Vince und Volcan ein Mädchen namens Julia. „Wir waren beide mal zur selben Zeit mit einer Julia zusammen“, grinst Volcan, „aber nicht mit derselben, versteht sich.“
Jürgen Spieß