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Saitenwechsel

Pat Metheny
Einer Jazzlegende wie Pat Metheny gelingt auch der Spagat zwischen Jazz, Klassik, Flamenco und Folk (Foto: John Peden)

Auf seinem neuen Album ist Pat Metheny kaum selbst zu hören. Doch auch im Hintergrund macht der 66-Jährige noch einen hervorragenden Job.

Pat Metheny ist einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Jazzgitarrist der letzten 50 Jahre. Auf seinem neuen Album ist er mit der Gitarre aber kaum vertreten. Metheny hat zwar den Großteil der Musik komponiert, die Einspielung haben aber seine Kollegen übernommen, namentlich Jason Vieaux und das Los Angeles Guitar Quartet. Dass der 66-Jährige nicht selbst zu Werke geht, hat gute Gründe: Zum einen sind die Fähigkeiten der auf dem Album vertretenen Gitarreros nicht minder herausragend als seine eigenen. Zum anderen erlauben ihn die Interpreten, sich als Komponist in einem Genre auszutoben, dass man erstmal nicht mit ihm assoziiert: Auch wenn die Kompositionen starke Jazzbezüge aufweisen, bedienen sie sich vor allem an Motiven und Satztechniken der klassischen Musik.

Pat Metheny: Vorstoß in die Klassik

Damit verbunden ist auch die Arbeit an größeren musikalischen Formen. Die für Sologitarre geschrieben Suite „Four Paths of Light“ entwickelt sich über vier Sätze hinweg, während das als Hauptwerk der Platte angelegte „Road to the Sun“ sechs Sätze enthält. Das erste der beiden Stücke, solistisch vorgetragen von Vieaux, beruht vor allem auf dem Spiel mit Gegensätzen und der Entwicklung musikalischer Ideen über die Grenzen der einzelnen Stimmen hinweg. Mal liegt die Melodie in der Oberstimme, mal im Bass: Sie wandert und verändert sich, nur Stillstand gibt es nicht. Die Stringenz, mit der Metheny dabei zwischen Melodie und Begleitung in den einzelnen Stimmen wechselt, verleiht dem Stück etwas Etüdenhaftes.

Eklektizismus ohne Beliebigkeit

Wird die formale Einheit bei „Four Paths of Light“ vor allem durch wiederkehrende Begleitmotive gewahrt, fällt „Road to the Sun“ deutlich eklektischer aus. Seinen klassischen Arrangements schiebt Metheny auch Elemente von Folk, Pop und Flamenco unter. Die Dramaturgie der Komposition ist dabei eher zweitrangig, die einzelnen Stücke lassen sich auch gut ohne den Gesamtkontext hören. Wer sich die sechs Sätze dennoch am Stück zu Gemüte führt, wird mit einer großen Ideenvielfalt und durchweg harmonisch konstruierten Arrangements belohnt.

Ganz am Ende des Album greift der Maestro dann aber doch noch einmal selbst zum Instrument. Das von Arvo Pärt geschriebene „Für Alina“ wird von Metheny auf seiner 42-saitigen Pikasso-Gitarre interpretiert. Ein passender Abschluss: Metheny denkt auf diesem Album einfach groß.

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