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Paul Kuhn

Er ist Jazzpianist, Band-Leader, Komponist, Arrangeur, Sänger – und natürlich eine TV-Ikone der 60er und 70er. Die KULTUR!NEWS trafen den 71jährigen Paul Kuhn bei der Produktion eines Live-Albums in Frankfurt.

KULTUR!NEWS: Herr Kuhn, Sie sind 71, nehmen ein neues Live-Jazz-Album auf und gehen jetzt auf große Deutschland-Tour – was treibt Sie denn auf die Bühne?

Paul Kuhn: Es treibt mich eigentlich gar nichts, vor allem wenn man schon so lange dabei ist wie ich – aber es macht halt noch sehr viel Spaß. Ich habe sehr früh mit Jazz angefangen, dann mit Schlagern und kommerzieller Musik Geld verdient und immer gehofft, daß der Jazz in Deutschland wieder etwas von seiner Bedeutung zurückgewinnt. So gesehen, ist dieses Album und die anschließende Tour eine Art Rückkehr zu den Wurzeln. Und dazu paßt natürlich auch, daß ich diese Platte in der Stadt aufnehme, wo ich mit dem Jazz begonnen habe – und die ja auch so eine Art heimliche Hauptstadt des Jazz ist.

K!N: Ihre Liebe gilt dem Swing, Ihre Profession der leichten Muse. Hat Sie die Häme der Jazz-Puristen je gestört?

Kuhn: Ich will mich nicht beschweren. Ich habe es meinen Kritikern nie leichtgemacht, weil ich in keine ihrer Schubladen gepaßt habe. Meine Popularität hat aber ganz sicher mehr mit den Schlagern und Fernsehsendungen wie „Paul’s Party“ als mit Jazz zu tun. Und was die Schallplatten betrifft, da weiß ich selbst, daß da eine ganze Menge Käse dabei war – ist ja auch kein Verbrechen. Ich glaube aber nicht, daß so viele Leute heute zu den Jazz-Konzerten kommen würden, wenn ich diese populäre Musik nicht gemacht hätte.

K!N: Wer will denn Paul Kuhn heute überhaupt hören?

Kuhn: Das ältere Publikum ist natürlich nach wie vor in der Mehrzahl, aber es kommen inzwischen auch wieder viele junge Leute, die diese Art von Musik erst jetzt kennenlernen.

K!N: Das hat sicher nicht allein mit der Musik zu tun: Vor einigen Jahren wäre ein Interview mit Paul Kuhn in einem Magazin wie den KULTUR!NEWS undenkbar gewesen, heute ist es fast Pflicht. Wie fühlt man sich als Kultfigur?

Kuhn (lacht): Ich habe auch schon davon gehört. Was man wohl honoriert, ist, daß ich schon so lange dabei bin und eben auch so viele unterschiedliche Sachen gemacht habe. Diese neue Offenheit für gut gemachte Unterhaltungsmusik, die sich ja auch bis in die Klassik hinein ausgewirkt hat, ist eine Entwicklung, die ich sehr schätze, weil sie viele künstliche Trennungen innerhalb der Musik überflüssig macht. Man geht heute viel lockerer mit solchen Phänomenen um.

Interview: Stefan Lutterbüse

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