Pedro Almodóvar
Pedro Almodóvar bewegt und schockiert mit kontroversen Themen. Sein neuer Film „La mala Educación – Schlechte Erziehung“ handelt von Kindesmissbrauch durch katholische Priester. Almodóvar, als Kind selber auf eine kirchlichen Schule, will jedoch von einem bewussten Angriff auf die Kirche nichts wissen.
kulturnews: Herr Almodóvar, welche eigenen Erfahrungen stecken in diesem Film?
Pedro Almodóvar: Das Persönlichste ist die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird. Ich habe tatsächlich in den beiden Milieus gelebt, die dieser Film näher beleuchtet: Also auf der einen Seite die katholische Schule zu Beginn der sechziger Jahre. Und auf der anderen Seite das fröhlich-feiernde und freie Madrid zu Beginn der achtziger Jahre.
kulturnews: Greifen Sie mit Ihrem Film den Klerus an?
Almodóvar: Ich glaube nicht, dass sich der Film direkt gegen die Kirche wendet. Eine antikirchliche Haltung braucht man heute gar nicht mehr. Die Kirche degradiert und entlarvt sich doch ständig selbst, wenn sie sich öffentlich äußert – gegenüber der Presse zum Beispiel. Ich weiß nicht, wie es anderswo ist, aber zumindest in Spanien ist die Kirche selbst der größte Feind der Kirche.
kulturnews: Warum spielt sie dann aber in „La mala Educación“ so eine prominente Rolle?
Almodóvar: Was ich im Film zeige, und zwar mit größter Sorgfalt, ist die Faszination, die ich gegenüber der katholischen Liturgie empfinde – und das tue ich schon seit meiner Kindheit. Ich glaubte damals bereits nicht mehr an Gott, aber ich glaubte stark an seine Zeremonien. Das hat für den Film eine wichtige Bedeutung: In „La mala Educación“ habe ich mich der Liturgie und der religiösen Zeremonien bemächtigt, sie meinen Figuren sozusagen geschenkt, damit sie dadurch in Verbindung zueinander treten können. Die Liturgie, die normalerweise Gott gewidmet wäre, haben sich hier meine Figuren einverleibt als seien sie Vampire.
Interview: Thomas Steinfeld