Nina Hoss vs. Lars Eidinger: Wer gewinnt?
Unser aktuellen Kino-Highlights haben ganz viel großartige Schauspieler*innen zu bieten. Die Filme handeln vom Tod und wie man ihn überwindet – auf die eine oder andere Art …
Hier sind die Kino-Highlights der Woche – mit zahlreichen tollen Darstellern!
Kino-Highlights: Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter
Es gibt wohl kaum eine deutsche Schauspielerin, die Gefühle so brillant nach innen spielt wie Nina Hoss. Starke emotionale Regungen sucht man bei der 45-Jährigen auf der Leinwand vergeblich, bei Hoss sind minimalste Regungen Ausdruck stärkster emotionaler Tumulte. Dafür sucht sie immer die Grenzerfahrungen – und ihre Figuren müssen da mit. In „Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter“ geht Hoss wieder an die Grenze, und darüber hinaus: Sie adoptiert als Pferdetrainerin Wiebke eine fünfjähriges bulgarisches Mädchen, das sich bald als äußerst aggressiv und emotional instabil herausstellt. Hoss will als Mutter nicht aufgeben – und beginnt eine zweifelhafte Behandlung des Mädchens. Volker Sievert
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Kino-Highlights: Persischstunden
Lars Eidinger ist nicht nur einer der besten deutschen Schauspieler. Der Berliner ist auch: ein Kollegen*innenfresser. Spielt alles und jeden an die Wand – selbst einen Eimer Polarweiß könnte der Mann ohne Pinsel und Rolle auf eine Tapete auftragen, einfach durch seine Schauspielkunst! Auch in „Persischstunden“ frisst Eidinger seine Mitspieler*innen schauspielerisch auf. Passenderweise spielt Eidinger einen SS-Küchenchef. Neben ihm existiert hier nichts: Er putzt jede Konkurrenz ratzfatz weg, bis die Leinwand leer ist, er verschlingt jede einzelne Szene, und wenn er immer noch nicht satt ist, verzerrt er hungrig sein Gesicht zu Fratzen, für die andere Schauspieler digitale Effekte brauchen. Lars Eidinger ist der eitelste Vielfraß des deutschen Kinos. Aber wer so viel in sich reinstopfen kann, der ist ein wahrhaft künstlerisches Ereignis. Volker Sievert
P. S.: Ab 29. Oktober treten Nina Hoss und Lars Eidinger als Geschwisterpaar gemeinsam in einem Film auf: „Schwesterlein“
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Kino-Highlights: Blackbird – Eine Familiengeschichte
Krisen verändern nicht nur das Leben, sondern auch die Kunst – oder besser gesagt ihre Wirkung auf uns. „Blackbird – Eine Familiengeschichte“ ist ein Drama, das vor der Pandemie gedreht wurde, heute aber kaum ohne den Gedanken an Corona geschaut werden kann. Susan Sarandon spielt Lily, eine todkranke Frau, die entscheidet, sich das Leben zu nehmen, bevor die Krankheit es tut. Kann sie das ihrer Familie antun? Ist ein fröhlicher Tod einem schmerzhaften vorzuziehen, selbst, wenn er uns Monate an Lebenszeit raubt? Und wer bestimmt, wo die Grenze verläuft? Diese spannenden Fragen werden im Jahr 2020 durch das omnipräsente Virus überschattet. Denn im Gegensatz zu den Opfern von Covid-19 hat Lily die Wahl, wo, wann und in welcher Gesellschaft sie sterben möchte. Auf diese Weise bewahrt sie sich eine Würde, die 2020 längst nicht mehr allen vergönnt ist: Wer an Corona stirbt, tut das meist im Krankenhaus, ohne sich von seinen Liebsten verabschieden zu können. In Ländern wie Italien oder den USA sahen sich überfüllte Kliniken sogar gezwungen, Patient*innen mit geringen Heilungschancen sterben zu lassen. Das moralische Dilemma im Zentrum von „Blackbird“ gewinnt so eine neue Relevanz, zugleich aber auch eine eindeutigere Antwort: Wo jederzeit das Risiko droht, nicht über die Form des eigenen Todes entscheiden zu können, wird diese Freiheit erst als das hohe Gut erkennbar, das es heute ist. Matthias Jordan
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