Philipp Schönthaler: Das Schiff das singend zieht auf seiner Bahn
Aufblende: Ein dynamischer Mitdreißiger, aufstrebender Managing Director in einem Kosmetikkonzern, übt vor dem Spiegel für eine Präsentation. Er weiß, dass er gut ist. Schnitt. Eine junge Frau bereitet sich auf ein Bewerbungsgespräch vor. Sie ist unsicher, nervös, die Panikattacke steht unmittelbar bevor. Mit dieser Parallelmontage beginnt Philipp Schönthalers Debüt, und was folgt, ist eine episodisch ineinander geschachtelte Reise ins Herz der Finsternis der immateriellen, spätkapitalistischen Arbeitswelt.
Schönthaler beschreibt diese Welt als in sich geschlossenen Kreislauf des endlosen Geschwätzes, der mit enormer Antriebsenergie aufrecht erhalten wird: auf der einen Seite dominieren die selbstoptimierten Top-Performer, Branding-Manager und Future-Leaders, die sich mit wichtigtuerischem, lächerlich-leerem Businessesperanto um den Verstand kommunizieren; auf der anderen die Psychologen, Coaches und Therapeuten, die die permanent ausbrennenden Human Ressources wieder leistungsfähig machen sollen. Seite um Seite, in der architektonisch kühlen Sprache der Firmenzentralen aus Glas und Stahl, dekonstruiert Schönthaler diesen unfreiwilligen Hort menschlicher Idiotie, bis dessen traurige Absurdität auch noch dem letzten leistungsbereiten High Potential dämmern muss.
Das liest sich dann wie eine Mischung aus dem schaurigen Dokumentarfilm „Work Hard Play Hard“ und „Stromberg“. Schade nur, dass Schönthaler bei aller gekonnten satirischen Überspitzung vergisst, Figuren zu erschaffen, die mehr sind als stereotype Abziehbilder ohne jeden Wiedererkennungswert. Ihn interessiert die Sezierung dieses Systems, nicht aber die Menschen, die es aufrecht erhalten.