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P!nk

Pink ist zwar frisch verheiratet, bleibt aber ein Riotgirl. Auf ihrem neuen Album bekommen Paris Hilton und George W. Bush verbal was auf die Nuss. Auch im richtigen Leben ist die 26-Jährige allzeit bereit, Furcht und Schrecken zu verbreiten.

kulturnews: Pink, in „Stupid Girl“, einem zentralen Song deines neuen Albums, grenzt du dich deutlich von den verwöhnten, schlichten Hollywood-Gören ab. Warum denn?

Pink: Typischerweise sind die so drauf: „Ich will so wie alle anderen sein. Ich will den ganzen Tag lang nur shoppen gehen. Ich will die Welt nicht verbessern.“ Aber man sagt ja auch, dass Unwissenheit ein Segen ist. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Ich bin sicher, das ist eine wunderbare Art zu leben – für diese Girls. Für mich nicht. Ich habe in meinem Leben auch schon richtige Jobs gehabt. Ich bin in einem Haushalt der Arbeiterklasse aufgewachsen. Ich weiß, wie die Realität schmeckt.

kulturnews: Richtige Jobs …?

Pink: Ich habe bei McDonald’s, Wendy’s und Pizza Hut gearbeitet. Ich habe Zeitungen an der Haustür verkauft. Es haben mir aber nicht gerade viele Leute die Tür geöffnet. (lacht)

kulturnews: War das, nachdem du die Highschool geschmissen hast?

Pink: Auch schon während der Schule. Ich habe immer gern gearbeitet, genauer gesagt habe ich gern meine eigenen Gehaltsschecks in Empfang genommen. Ich habe dieses Gefühl der Unabhängigkeit richtig genossen.

kulturnews: Was gefällt dir denn am meisten am Erfolg?

Pink: Ich genieße es, Gehör zu finden, eine Plattform zu haben, um mich mitzuteilen. Und es freut mich, dass sich meine Eltern keine Sorgen mehr um mich machen müssen. Sie können ruhig schlafen.

kulturnews: Und das schon seit geraumer Zeit.

Pink: Ja, die sind jetzt seit ungefähr fünf Jahren ziemlich beruhigt. Ein tolles Gefühl, denn in den 20 Jahren davor hat es ganz anders ausgesehen …

kulturnews: Du bist zwar immer recht selbstbewusst aufgetreten, sollst aber in der Vergangenheit auch unter einem geringen Selbstwertgefühl gelitten haben.

Pink: Das stimmt, aber ich habe es überwunden. Jedenfalls überwiegend. Trotzdem bin ich immer noch ein Girl und habe hin und wieder Tage, an denen ich mit mir unzufrieden bin.

kulturnews: Wieso denn bloß?

Pink: Nun, ich wache auf und fühle mich abscheulich. Da gibt es Tage, an denen ich mich zu fett finde. Oder Tage, an denen ich mit meinen Haaren, meinem Gesicht oder mit meinem Hintern unzufrieden bin. Aber ich habe auch gelernt, die Dinge zu würdigen, die toll an mir sind.

kulturnews: Beispiele bitte.

Pink: Meine Pluspunkte sind zugleich meine Minuspunkte. Ich bin zum Beispiel ziemlich muskulös. Manchmal stöhne ich rum, weil meine Beine so kräftig sind. Aber zugleich sage ich mir: Sie sind stark und werden mich auch noch tragen, wenn ich älter bin. Oder ich leide darunter, dass meine Augen so oder so aussehen, aber was soll’s? Ich kann mit meinen Augen gut sehen, und dafür sind sie schließlich da. Du musst die Dinge nur in die richtige Perspektive rücken. Das Entscheidende ist: Ich fühle mich gut, solange ich gesund bin. Und deshalb achte ich auf meine Gesundheit.

kulturnews: Du treibst viel Sport. Etwa auch Boxen?

Pink: Ja, ich boxe. Ich mache Yoga und Pilates, ich fahre Mountain- und Dirtbike. Ich wandere gern, ich mache alles Mögliche.

kulturnews: Wie wäre es denn mal mit Golf?

Pink: Eher nicht. Aber ich mag Minigolf. Ich war mal an einem dieser Orte, an denen man den Abschlag der Golfbälle trainiert, und ich habe mich dabei fürchterlich gelangweilt. Ich glaube, mir würde es Spaß machen, mit diesen kleinen Wagen über den Rasen zu fahren. Und ein Bier nach dem Spiel könnte mir ebenfalls gefallen. Aber das Golfspielen selbst – nein, das ist nichts für mich.

kulturnews: Ist Boxen denn eine gute Vorbereitung aufs Leben?

Pink: Boxen diszipliniert dich. Du lernst, dich zu schützen, gewissen Dingen im Leben auszuweichen und dich irgendwo durchzuschlängeln. Und irgendwann kannst du auch einmal einen Schlag einstecken – um gleich darauf wieder einen zu landen.

kulturnews: Auf deinem neuen Album teilst du auch wieder kräftig aus. Neben den „Stupid Girls“ hast du beispielsweise in „Dear Mr. President“ ein paar deutliche Worte für Mr. Bush übrig. Gab es denn niemanden, der dir davon abgeraten hat?

Pink: Nein, die sind alle clever genug, darauf zu verzichten. Sobald mir irgendjemand sagt, ich solle etwas Bestimmtes nicht tun, laufe ich sofort los, um genau das zu tun.

kulturnews: Klar – und dein Plattenvertrag ist so gestaltet, dass du machen kannst, was du willst …

Pink: Genau: alles! (lacht) Aber ich arbeite ohnehin mit guten Leuten zusammen, die an mich glauben und an das, was ich mache. Sie haben Angst vor mir! Auch sie sind davon nicht unberührt, dass wir in einer Gesellschaft leben, die von Ängsten zerfressen ist. Das Musikbusiness wird von Angst beherrscht. Wegen des Downloadens und vieler anderer Dinge. Wir leben in Furcht, und ich habe keine Lust, mich andauernd darauf einzulassen. Das macht keinen Spaß.

kulturnews: Wer am Präsidenten oder den Werten der USA kratzt, wird schnell an den Pranger gestellt. Was würdest du sagen, wenn es zu öffentlichen Zerstörungen von Pink-Alben käme?

Pink: Das würde mich zum glücklichsten Mädchen der Welt machen! Ich will die Leute bewegen, und es ist mir gleichgültig, was dabei herauskommt. Hoffentlich etwas Positives, und wenn nicht – was soll’s. Liebt mich, hasst mich, seid irritiert, versteht mich – aber lasst euch berühren von dem, was ich tue. Das ist meine Absicht. Wenn es mir gelingt, Gedanken oder Gefühle zu provozieren, dann mache ich genau das, was ich tun muss.

Interview: Michael Ernst

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