Positive Vibes
Mit Reggaebeats motiviert er zum Klimakampf. Doch wird Greta Thunberg angegriffen, ist Wolf Maahn nicht mehr ganz so entspannt.Interview: Christoph Deutscher
Wolf, in der Vergangenheit hat es bei dir immer schon mal Reggae-Beats gegeben, aber auf deinem neuen Album „Break out of Babylon“ sind die Reggae-Tracks in der Überzahl. Brauchtest du in Zeiten wie diesen die positiven Vibes?
Wolf Maahn: Reggae ist ein guter Begleiter für vieles. Es gibt Lovers Rock für Liebesnächte, aber genauso auch viele „Get-up-stand-up“ Tracks gegen Ungerechtigkeit. Insofern unterscheidet sich Reggae gar nicht von dem, was ich auch sonst mache. In Jamaica explodiert übrigens gerade die Kreativität. Es ist inspirierend, wie sie gerade alle möglichen Styles mischen.
In den 80ern bist du im Vorprogramm von Bob Marley aufgetreten. Hat dich diese Begegnung geprägt?
Maahn: Ja, nachhaltiger, als ich dachte. Seine Songs kommen immer wieder zu mir zurück. Sie sind wohl inzwischen in meinem Stammhirn gelandet.
Ist es eine Erkenntnis des Alters, dass Tanzen die effektivste Form des Widerstands ist?
Maahn: Es kann auf jeden Fall eine effektive Form sein, den Kopf abzuschalten und neue Kraft zu tanken oder Zusammenhalt zu demonstrieren. Man denke nur an die Haka-Tänze der Maori-Krieger. Aber auch tanzend die Spülmaschine einzuräumen kann einen Tag zum Guten wenden, oder?
Dein Konzeptalbum erzählt aber ein Märchen – oder glaubst du wirklich, dass Turbokapitalisten wie dein Protagonist William irgendwann zur Einsicht kommen und ihre Milliarden in Renaturierungsprojekte investieren?
Maahn: Das tun einige ja schon, aber natürlich viel zu wenige. CNN-Gründer Ted Turner zum Beispiel steckt sein Vermögen in neue Naturschutzgebiete. Oder Bill und Melinda Gates: Deren Stiftung fördert weltweit soziale Projekte und hat über 1000 Angestellte. Da ist Bewegung drin. Wir sollten das alle mehr thematisieren.
Meat Loaf äußerte neulich sein Mitgefühl für Greta Thunberg, weil sie einer Gehirnwäsche unterzogen und gezwungen worden sei, an einen Wandel des Klimas zu glauben. Auf deinem Album bekommt Greta in „Wer wird Visionär“ Credits. Reizt es dich nicht, für Meat Loaf auch noch nachträglich eine Message in den Linernotes hinzuzufügen?
Maahn: Mal ehrlich – who the fuck ist Meat Loaf, wenn es um Klima-Wissenschaft geht? Aber wahrscheinlich ist er selber ein gehirngewaschenes Opfer der weltweiten Murdoch-Presse. Wenn halb Australien brennt und das der Aufmacher der internationalen Presse ist, berichten seine Blätter in Down Under auf Seite eins über Pferderennen.