„Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ bei Arte
Als Murat Kurnaz 2001 von den USA in Guantanamo gefangengehalten wird, setzt seine Mutter alle Hebel in Bewegung, um ihn freizukriegen.
Heute bei Arte und bis 10. Okober in der Arte-Mediathek abrufbar: Andreas Dresens bei der Berlinale ausgezeichneter Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ über die Mutter von Murat Kurnaz, der ab 2001 fünf Jahre lang ohne Anklage und Prozess wegen Terrorverdachts in Guatanamo inhaftiert war.
Der streng religiöse Mann war schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort. Fünf Jahre wird er im US-Lager Guantanamo gefangen gehalten und gefoltert – ohne Anklage, ohne Prozess. Die Bundesregierung verhindert lange seine Freilassung. Der Fall Murat Kurnaz ist längst ein Stück deutsche (Un)rechtsgeschichte. Stefan Schaller hat sie 2013 unter dem Titel „5 Jahre Leben“ schon einmal verfilmt. Andreas Dresen nähert sich ihr in seinem Film von 2022 aus einer anderen Perspektive und erzählt sie mit großen Zeitsprüngen in seinem bewährten Alltagsrealismus.
Im Zentrum: der Bremer Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke (Alexander Scheer), nordisch spröde und engagiert, und Murats Mutter Rabiye (Meltem Kapta). Sie kämpft um ihren Sohn bis hin zum Supreme Cort in Washington. Ihre naive, aber bodenständig-direkte Art ist entwaffnend, ihre Schlagfertigkeit hat etwas Komödiantisches, das zunächst nicht so recht zum bitteren Ernst der Geschichte passen will. Doch dann dringt Dresen mehr und mehr zum Kern vor. „Hier geht es um die DNA des Rechtsstaats“, sagt Anwalt Docke, und Meltem Kaptan rückt nun die Verzweiflung wie den unverbrüchlichen Kampfeswillen dieser Frau in den Vordergrund. Dafür gab’s bei der Berlinale 2022 verdientermaßen den Silbernen Bären.