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Radiotron

Nikolai Tomás, bis 1995 Herz, Kopf und Stimme von Poems For Laila, schlägt nach einer Solo-CD mit seiner neuen Formation Radiotron („Dangerous Love Songs“, EFA) tanzbare Töne an, die uns in die relaxte Rotlicht- Atmosphäre urbaner Clubs versetzen. Die K!N präsentieren Radiotrons mehrstündige Konzert-Events der ganz besonderen Art …

KULTUR!NEWS: Nikolai, was ist denn so besonders an eurem Live-Konzept?

Nikolai Tomás: Wir bieten mehr als „Licht aus, 90 Minuten Konzert, Licht an“. Unser DJ legt auf, bringt die Leute mit coolen Instrumentals – kein Techno, kein House – zum Tanzen. Wir beginnen zu spielen, während er weiterhin Musik reinfährt. Oft merkt das Publikum erst beim Gesang, daß wir live da sind. Das Konzert ist eine Party, die Party ein Konzert.

K!N: Die „Dangerous Love Songs“ sind hypnotisch schleppend, aggressiv oder sehnsüchtig – und beschreiben die Liebe als Hauen und Stechen.

Tomàs: So wie im wirklichen Leben. Aber das muß ja gar nicht negativ sein, weil es Energien freisetzt, weil etwas passiert. Das Cover drückt das Grundgefühl aus: ein liebliches Mädchen hält ein Herz in der Hand. Daß es echt ist, sieht man erst auf den zweiten Blick.

K!N: „Ich warte sehnsüchtig auf das nächste Lebenszeichen von Dir. Tschüß. Ciao. Cheerio, Katharina.“ Woher stammt diese Sequenz?

Tomàs: Vom Flohmarkt. Ich habe da mal ein Tonbandgerät mitsamt Band gekauft. Darauf erklärt ein Mann seiner Katharina, daß die andere Frau nur eine gute Freundin sei. Ich stelle mir vor, daß er es in einem Sommer Anfang der 70er auf einer der Nischenbänke am Landwehrkanal aufgenommen und sich dazu langsam betrunken hat. Am liebsten hätte ich die ganze Viertelstunde auf die CD genommen, aber die anderen fanden es etwas langweilig.

K!N: Konzentrierst Du Dich ausschließlich auf Radiotron?

Tomàs: Gerade komponieren wir den Soundtrack zum Spielfilm „Over the Rainbow“ eines Dresdener Regisseurs. Seitdem kann ich mich beim Fernsehen nicht mehr auf die Handlung konzentrieren. Vor allem die neuen „Tatort“ sind gut gemacht.

K!N: Könntest Du auch in Harsewinkel Musik machen?

Tomàs: Als ich heute früh am Hamburger Hauptbahnhof eine Zeitung kaufen wollte, wurde ein Mann erschossen. So was ist nicht schön, aber die Konfrontation rührt neue Seiten in einem an. Deshalb macht eine Metropole wie Berlin, die einen mit neuen Eindrücken bombardiert, die Arbeit leichter.

Interview: Constanze Rheinholz

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