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Rebecca Martin: Nacktschnecken

Rebecca Martin hat eine Namensvetterin, die ebenfalls Romane über Frauen schreibt. Doch unterschiedlicher könnten die Werke dieser beiden Autorinnen nicht sein, denn wo die andere Martin ihre Protagonistinnen alte Hotels erben oder verwirrende Entdeckungen in der Familiengeschichte machen lässt, hält sich diese Rebecca Martin mit ihren Figuren ganz im Hier und Jetzt auf. Nora, von der dieses Buch handelt, ist eine junge Schauspielerin, die mit ihrem Job in einer Telenovela nicht ganz glücklich aber auch nicht ganz unglücklich ist. Ebenso ihre Beziehung zu Paul: Die ist eigentlich ziemlich toll, aber uneigentlich ziemlich – ja, was eigentlich? Als dann Pauls Exfreundin überraschend seine Hilfe braucht, wird der Riss größer, der sich bisher eher unscheinbar durch die Beziehung gezogen hatte. Nora beginnt, Für und Wider abzuwägen. Es folgt: ein oft planloses Sich-Treiben-Lassen durch Hamburg, Abhängen an den hippen Orten der Stadt (die alle fein säuberlich aufgezählt werden, damit man auch ja nicht vergisst, in welchem trendy Milieu man sich befindet), Rumeiern in der Beziehung samt Seitensprung. Am Ende macht das mehr als 300 Seiten Hadern mit der Welt und der Wirklichkeit. Das ist stellenweise recht flott geschrieben, unterhaltsam und anrührend lebensnah, aber durchaus auch anstrengend in seiner Detailverliebtheit. Ein Buch, so charmant unvollkommen also wie das Leben selbst.

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