Remainder
Videokünstler Omer Fast bietet in seinem ersten Spielfilm „Remainder“ ein komplexes Spiel mit Erinnerung, Bruchteilen und Realität.
Wenn bildende Künstler Filme drehen, kommt dabei immer etwas Außergewöhnliches heraus, ob das Ergebnis nun gelungen ist oder nicht. Andy Warhol filmte in „Sleep“ 311 Minuten lang einen schlafenden Mann, Derek Jarman zeigt uns in „Blue“ eine blaue Leinwand, und Steve McQueen gewann für sein Rassismusdrama „12 Years a Slave“ sogar den Oscar. Der in Berlin lebende israelische Videokünstler Omer Fast, geboren 1972, beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit dem Prinzip der Reparatur und der Realität – passend dazu handelt sein erster Spielfilm von diesen beiden Themen.
Eine Straße in London, Menschenaufläufe, Motorenlärm. Die Kamera folgt einem Mann, der inmitten der urbanen Hektik seinen Koffer vergisst. Er dreht sich um, plötzlich ein Knall: Ein großer Gegenstand fällt vom Himmel und reißt den Mann zu Boden. Als er wieder zu Bewusstsein kommt, verspricht ihm sein Anwalt 8,5 Millionen Pfund – wenn er über den Unfallhergang Stillschweigen bewahrt. Dabei weiß der namenlose Protagonist genauso viel wie wir, nämlich: nichts. Nur ein paar flüchtige Erinnerungsfetzen und Bilderschnipsel sind ihm geblieben. Auf einem eigens angemieteten Areal versucht er nun, die verbliebenen Erinnerungen en détail nachzustellen … Ein gigantisches Reenactment als assoziatives Gedankenexperiment über die Konstruierbarkeit von Realität: Das Regiedebüt von Omer Fast steckt voller interessanter Ideen und Ansätze, ist ein bisschen wie ein Christopher-Nolan-Film als Videoinstallation – wenn man sich darunter etwas vorstellen kann. Ansonsten muss man halt ins Kino gehen und sich selbst ein Bild machen. (vs/sb)