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Residenztheater München: „Graf Öderland“, der Querdenker, feiert Premiere

Residenztheater München: „Graf Öderland“
(Foto: Birgit Hupfeld)

Die Inszenierung nach einem Stück von Max Frisch greift eine hochaktuelle gesellschaftliche Entwicklung auf.

Am Residenztheater München hat am 22. Oktober Graf Öderland Premiere – das Stück von 1947, das Autor Max Frisch als sein liebstes bezeichnet hat. Regie führte Stefan Bachmann, die Hauptrolle des Graf Öderland spielt Thiemo Strutzenberger, der für seine Leistung beim Berliner Theatertreffen, wo das Stück eingeladen war, mit dem 3Sat-Preis ausgezeichnet wurde.

Residenztheater München:  Querdenker als Anker in der Gegenwart

Staatsanwalt Martin ist fassungslos angesichts der Tat eines Bankkassierers. Dieser hatte, angewidert und entfremdet vom Leben durch seinen Arbeitsalltag, mit der Axt einen Hauswart erschlagen – einfach so, ohne tieferes Motiv. Und doch: Martin sieht Parallelen in Mann und Tat zu seinem öden, fremdbestimmten Dasein, erkennt das Gefängnis seiner kümmerlichen bürgerlichen Existenz.  Er flüchtet sich in ein Alter Ego: Graf Öderland – und beginnt einen Feldzug gegen den gesellschaftspolitischen Status quo, mit der Axt! Rasch wird Graf Öderland zum Befreiungshelden, hinter dem sich Benachteiligte und Unzufriedene zu einer Bewegung formieren …

Die Inszenierung setzt Öderland in Verbindung mit den Querdenkern – auch sie wüten und rebellieren gegen die Mächtigen, die ihnen, wie sie finden zu Unrecht, wegen Corona ihrer persönliche Freiheit vermeintlich einschränken, mit unpopulären Entscheidungen den Zorn eines Teil des Volkes auf sich ziehen. Dadurch bekommt die Figur des Graf Öderland eine neue Dimension: Ist er Befreiungsheld oder machthungriger Despot ohne jegliche politische Vision?

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