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Ghostpoet: I grow tired but dare not fall asleep

Ghostpoet – „I grow tired but dare not fall asleep“
Ghostpoet – „I grow tired but dare not fall asleep“ (Foto: PIAS)

Dräuende Ahnungen, düstere Zweifel, Albtraum-Atmosphäre. Wer heutzutage Ghostpoet hört, kommt nicht umhin, sich zu fragen: Hat er das geahnt?

Natürlich kann es nicht sein, dass Obaro Ejimiwe alias Ghostpoet das geahnt hat. Das geht einfach nicht. Natürlich ist das Album schon Monate vor alldem im Kasten gewesen – Vertrieb, Marketing, Mixing, Mastering, das alles braucht schließlich seine Zeit. Aber so beherrscht und dringlich, wie sich Ejimiwe auf seinem fünften Album „I grow tired but dare not fall asleep“ durch den Albtraum der Gegenwart geistert, möchte man ihm fast zutrauen, dass es als genau die Bestandsaufnahme intendiert war, als die es jetzt zwangsläufig gelesen werden muss.

Da ist diese düster-brütende Stimmung, erzeugt durch erdschwere Bässe, paranoische Störgeräusche, zuckende Gitarren, zu denen Ejimiwe im Opener „Breaking Cover“ sein Resüme der Gegenwart ansetzt, das fast wie Understatement des noch jungen Jahrzehnts wirkt: „It’s getting kinda complex these days“. Sein Vortrag wirkt entrückt, dadurch jedoch nicht weniger kräftig, sondern bedacht und wachsam.

Ghostpoet pendelt erneut zwischen TripHop und Postpunk

Seine Mischung aus Tricky-TripHop und Nick-Cave-Postpunk blickt auf „I grow tired, but dare not fall asleep“ in immer tiefere Abründe, etwa in „Nowhere to hide“: „Bombs are going off/Bodies in the streets/Panic in the pipes/Screaming fills the air/Its going down tonight“.

Das alles ist kein neues Terrain für den in England lebenden Nigerianer, doch wirkt er kraft seiner einzigartigen künstlerischen Stimme dieser Tage aktueller denn je. Und wer jetzt die vier vorangeganenen Alben hört, voll von dräuenden Ahnungen und grübelnden Zweifeln, der kann nicht umhin, festzustellen: Irgendwas in der Art hat er geahnt. jl

I grow tired but dare not fall asleep erscheint am 15. 5. via PIAS.

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