Richard O’Brien: 25 Jahre Rocky Horror
„Don’t dream it. Be it“ – Lebe deine Träume: Dieser Lebensphilosophie ist Richard O’Brien immer treu geblieben. „Du mußt deine Träume verwirklichen: Wenn du ein Bild malen willst, tu es. Wenn du einmal in deinem Leben auf einer Bühne stehen oder ein Buch schreiben möchtest, trau dich“, fordert er konsequent. Der Rocky-Autor mag keine Schubladen. Mit seinem Kult-Klassiker hat er Anfang der Siebziger Tabus gebrochen. Jetzt feiert die „Rocky Horror Show“ ihren 25. Geburtstag mit großer Jubiläums-Tournee. Das schrille Grusical ist einfach nicht totzukriegen. Johannes Moll sprach mit dem 55jährigen Neuseeländer.
K!N: Was bedeutet Ihnen die Show?
Richard O‘Brien: 25 Jahre „Rocky“ sind auch 25 Jahre meines Lebens. Das Erstaunlichste: Das Stück lief länger als eigentlich geplant. Nämlich: fünf Wochen! Es ist um die ganze Welt gegangen. Ich genieße den Erfolg immer noch sehr, ich mag das Stück.
K!N: Wie ist Ihnen die Idee zur verrückten Show gekommen?
O‘Brien: Ich war damals ein arbeitsloser Schauspieler. Man hatte mich gerade aus dem Musical „Jesus Christ Superstar“ geworfen, und ich wußte, daß ich so nicht weiterleben wollte. Ich hatte große Lust, eine Rock‘n‘Roll-Show zu schreiben. Also schrieb ich meinen ersten Song „Science Fiction Double Feature“, spielte ihn Freunden auf Parties vor. Denen gefiel er, und so machte ich weiter.
K!N: Nach „Rocky“ ist Ihnen allerdings kein Bühnenhit mehr gelungen. Stört Sie das?
O’Brien: Das hat mich nie depressiv gemacht. Schließlich kommt es nicht oft vor, daß ein Musical über Jahrzehnte hinweg ein Happening bleibt, zum absoluten Kult-Klassiker avanciert. Den Druck, „Rocky“ mit einer neuen Produktion zu übertrumpfen, spürte ich zwar, aber er störte mich nie. In England bin ich auch als Schauspieler anerkannt. Dort werde ich nicht nur auf Rocky reduziert.
K!N: Wie erklären Sie sich den immensen Kult um das Musical?
O’Brien: Witzige Story, schöne Rock‘n‘Roll-Songs, tolle Dialoge, interessante Figuren. Es ist ein modernes Märchen: Das Liebespaar entdeckt das Schloß von Fran‘N‘Furter, wie ein kleines, unschuldiges Kind den unbekannten Wald entdeckt. Das Paar verliert seine Unschuld, hinterher ist nichts mehr, wie es einmal war. Ich finde diesen Stoff noch immer aktuell. Erst wenn Werte wie Toleranz und Freiheit nicht mehr funktionieren, kommt es zu wirklichen Perversionen. Ich habe noch nie eine Armee in Pfennigabsätzen marschieren sehen.
K!N: Wie wird der Rocky-Geburtstag gefeiert?
O’Brien: Mit einer großen Party und einem Glas Wein natürlich. Aber jetzt geht‘s erstmal nach Frankreich, dort drehe ich gerade einen Film.
Die Tourdaten der Rocky-Crew in Hannover:
25.11. Theater am Aegi.
31.12. Eilenriedehalle.
29.1. bis 1.2.98 Theater am Aegi