Ricky
Nach dem spektakulären Ausstieg bei TicTacToe versucht sich Ricky an einer Solokarriere – mit Liedern, die sich genauso anhören wie früher. Auf ihrer zweiten Single „Abgehaun“ wird die naiv-geschäftige 21jährige nun gesellschaftspolitisch und singt vom schweren Schicksal der Straßenkinder in Deutschland. Die Ruhrpottgöre gefällt sich so gut in der Rolle der rebellischen Retterin, daß sie neuerdings mit dem Kinderschutzbund zusammenarbeitet und die Werbetrommel für die „Nummer gegen Kummer“ rührt, die Kinder in Notlagen anonym anrufen können. Ganz nebenbei erhofft sie sich davon den Sprung ihrer Single in die Top ten. Die K!N trafen Ricky und Beate Friese, die Pressesprecherin des Kinder- und Jugendtelefons, zu einem Gespräch zwischen Ernsthaftigkeit und Bravo-Feeling.
K!N: Ricky, warum setzt du dich gerade für Straßenkinder ein?
Ricky: Es gibt viele Probleme, aber ich kann ja nicht die ganze Welt retten. Irgendwo wollte ich anfangen.
Beate Friese: Ich denke, daß Ricky einen besonderen Bezug zu diesem Thema hat und die Problematik deshalb gut vermitteln kann. Viele Probleme, die aus dem Straßenleben erwachsen, sind nicht bekannt. Wer weiß schon, daß es in Deutschland offiziell etwa 6000 Straßenkinder gibt, wobei die Dunkelziffer um einiges höher liegt. Gerade junge Mädchen prostituieren sich für ein Dach über dem Kopf oder nehmen Drogen, um vor der Situation zu fliehen.
K!N: Ricky, wie genau willst du diesen Kids denn helfen?
Ricky: Erstmal ist es wichtig, die „Nummer gegen Kummer“ bekannter zu machen. Ich kann den Kids keine direkten Ratschläge geben, sondern nur sagen, was ich in ihrer Situation tun würde. Vielleicht kann ich auch Augen öffnen, damit viele mal sehen, was für miese Sachen ablaufen.
K!N: Siehst du dich denn als Identifikationsfigur?
Ricky: Als Vorbild. Ich merke, wie schnell Dinge übernommen werden, die ich tue. Meine Fans sehen mich als Freundin und erzählen mir ihre Probleme.
K!N: Ich nehme an, daß du mit TicTacToe ziemlich viel Geld verdient hast…
Ricky: Nicht soviel, wie du denkst. Ehrlich gesagt verdiene ich jetzt mehr.
K!N: …geht es dir denn in erster Linie darum, mehr zu verdienen, oder zu helfen?
Ricky: Zu helfen. Geld freut und interessiert jeden, aber ich möchte auch etwas bewegen. Sonst könnte ich ja auch über den Sonnenschein singen.
K!N: Willst du deinem Image als TicTacToe-Göre durch die Kooperation mit den Kinderschutzbund einen seriöseren Touch geben?
Ricky: Mein Image ist mir scheißegal. Ich mache meine Musik nicht für Kritiker oder frustrierte Journalisten, sondern für mich und meine Fans.
Interview: Anna Schwan