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Robert De Niros waiting?

Das waren noch Zeiten, als Bananarama von Robert De Niro sangen und überhaupt noch jemand auf etwas von ihm wartete, zum Beispiel auf einen neuen Film. Die Pop-Ode an den zweifachen Oscar-Preisträger ist von 1984, einem der letzten starken De-Niro-Jahrgänge mit „Es war einmal in Amerika“. Nicht lange danach, 1995 nach „Heat“, verabschiedete sich der Method Actor, der für seine Rollen Dutzende Kilo ab- oder zunahm, Fremdsprachen lernte oder den Taxiführerschein machte, von den Herausforderungen des Schauspielfachs. Natürlich: Dauernde Höchstleistungen sind mental und körperlich nicht zu leisten. Viel Geld für schlechte Filme besitzt seinen Reiz, schließlich will De Niros Tribeca Filmfest auch finanziert sein. Und auch mal nur Spaß haben im Beruf? Muss sein. So schlafwandelt der beste Schauspieler seiner Generation seit 20 Jahren zumeist durch B-Filme und Billigkomödien, wie ein alternder Lionel Messi durch die drittklassige Operettenliga eines stinkreichen Erdölemirats. Und mit der Vulgärklamotte „Dirty Grandpa“ ist nun der Punkt erreicht, an dem man De Niro auffordern muss, doch mal über den Ruhestand nachzudenken: Als versauter Ex-General lotst er seinen spießigen Enkel zum Spring Break, der größten studentischen Sex-und Saufparty der Welt. Mit 72 macht De Niro, der 2009 sogar von US-Präsident Obama für seinen Beitrag zur amerikanischen Kultur geehrt wurde, oben ohne Muckispielchen mit. Er sagt Sachen wie „Feiert, bis ihr schwanger seid!“ und „Muschikarre“, verspritzt Sonnenöl wie Sperma und vertritt die Meinung, dass ein Enkel seinem Opa nichts Schöneres schenken kann, als ein heißes junges Ding, das mit dem Greis Körpersäfte austauschen möchte. Fast noch trauriger als dieses würdelose Auftreten ist, dass De Niro bald in einem HBO-Film den Millionenbetrüger Bernie Madoff spielt – und in einer Talkshow erzählte, um richtig in die Rolle reinzukommen, habe er sich sogar (!) wie Madoff eine Platte rasiert. Der Mann, der früher wie Cristiano Ronaldo die Gegner am Stück wie Slalomstangen stehen ließ, ist nun zufrieden damit, einen Elfer ins leere Tor zu verwandeln. „Die durch die Hölle gehen“ ist der Titel eines von De Niros größten älteren Filmen – heutzutage gilt das eher für alle, die De-Niro-Filme gucken. vs

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