Rocko Schamoni, Jacques Palminger, Heinz Strunk: Drei Farben Braun – Das große Studio-Braun-Buch
Was können drei Männer Mitte 50 noch tun, die alles schon durch haben – vom kleinsten Telefonstreich bis zum eigenen Theaterstück auf Deutschlands größter Bühne? Die als Romanautoren nicht minder erfolgreich sind als auf der großen Musikbühne – ausgerechnet mit Techno und der Band Fraktus? Heinz Strunk, Rocko Schamoni und Jacques Palminger haben in ihrer verfahrenen Situation genau das richtige getan; sie brachten ein fettes Tablebook über ihr künstlerisches Lebenswerk raus und gehen damit aktuell auf Tour.
Dabei ist die Dreistigkeit des Vorhabens enorm, denn wie will man – vom Hörspiel, dem Buch, der CD, der Bühne und dem Telefonstreich kommend – ein multimedial ausgefranstes Werk zwischen zwei Buchdeckel pressen? Um’s gleich zu sagen: Es gelang ihnen! Vom Linolschnitt bis zu Nacktfotos fügt sich alles zu einer wunderbaren Einheit, wobei ein Faktor enorm wichtig ist: Damit ja keine chronologische Langeweile aufkommt, hüpfen die „Heimat und Fremde“, „Drogen und Alkohol“ oder einfach nur „Sexualität“ genannten Kapitel in den Zeiten hin und her, dass es eine einzige Kurzweilfreude ist. Am Tisch sitzend – anders ist der Wälzer nicht in den Griff zu kriegen –, sollte man „Drei Farben: Braun“ einfach aufschlagen und loslesen, der Einstieg ist überall möglich.
Mal extrem bleiwüstig, mal opulent bildlastig, bietet das Buch vor allem sehr viel Neues, noch nie Gesehenes und Gelesenes. Helge Schneider gemeinsam mit Ernst Kahl und Rocko Schamoni nach Helge Schneiders erstem Auftritt im Pudel Ende der 1980er zum Beispiel. Oder die Erkenntnis, dass die Drei einerseits mit Telefonwitzen „die Wurst vom Teller ziehen“ wollten, anderseits aber eine 110 000-Mark-Kampagne von Fisherman’s Friend sowie die 100 000 Euro einer Brauerei für einen EM-Song ausgeschlagen haben. „Ich kann nicht den ganzen Tag zu Hause sitzen und Barbara Salesch gucken und abends saufen“, hat Heinz Strunk mal in einem kulturnews-Interview begründet, warum er Bücher schreibt. Das klingt arrogant, ist in Wahrheit aber ehrliche Bescheidenheit. Strunk, Schamoni und Palminger mögen Rampensäue vor dem Herrn sein – nie aber sind sie ohne Selbstzweifel. Diesen Ernst in ihrem Habitus erkennt man auch in „Drei Farben: Braun“.