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Roh

Rohs bisherige Großtat war, die Bravo-Leserbriefe vertont zu haben. Nach „Onanie ist voll in Ordnung“ hat Songwriter Lukas Hilbert auf „Rohmantisch“ (BMG M.) die Parole „persönlich und innig“ ausgegeben. Scheint fast so, als hätte Hilberts Rent-a-Liederschrieber-Tätigkeit für Blümchen, die Prinzen, Vicky Leandros und Peter Maffay endgültig auf seine Hausband abgefärbt.

city.mag: Lukas, wieso schreibst du Songs für einer Schlagertante wie Vicky Leandros? Ist dir jetzt alles eh schon egal?

Lukas Hilbert: Vicky ist für mich nicht „Schlager“, sie ist eine große Künstlerin und Entertainerin. „Ich liebe das Leben“ – das ist ein Song, den ich großartig finde und auch selber gesungen hätte. Ich hab bei ihr aber nur hier und da mal eine Melodie gemacht; nicht als der große Musikschreiber, sondern es geht um das Wort, was die Leute haben wollen. Da betrachte ich mich wie – ich greif jetzt mal hoch – jemand wie Brecht, der anderen Leuten das Wort gibt, der das maßschneidert. Es finden sich große Sätze auf dem Album. „Ich lass dich los, weil ich dich liebe“, das find ich einen großen Satz.

city.mag: Sicher, „Theo, wir fahr’n nach Lodz“ ist ein besserer Schlager als „Die Fischer von San Juan“ …

Hilbert: Besser weiß ich gar nicht, das ist Geschmackssache. Aber es stimmt schon: Ich war auf einem Konzert von Vicky Leandros und bis darauf, dass das Publikum aus dem Takt geklatscht hat, war ich sehr beeindruckt von ihrer Performance. Sie macht einen verdammt guten Job.

city.mag: Auch Leute wie Pur haben an jeder Steckdose gespielt, sonst wären sie nicht da, wo sie heute sind. Aber ist diese Ausdauer das Entscheidende oder gehört auch dazu, eine Rampensau zu sein?

Hilbert: Also, in der Öffentlichkeit stehen und angeglotzt zu werden, steh ich drauf. Ist besser, als überhaupt nicht erkannt zu werden. Ich hoffe, dass ich demnächst auch mal auf der Straße verfolgt werde; es findet ja auch langsam mal statt durch MTV und so, dass man manchmal strange angeguckt wird, das gefällt mir an sich ganz gut. Ich fand das toll, das hab ich bei Udo Lindenberg mitgekriegt, wie schnell er mit den Leuten persönlich wird, so kann Berühmtheit sehr interessant sein. Es gibt nur ein Problem: Wenn du Millionär wirst, besorg dir schnell vorher die Frau, denn sonst weißt du nicht, ob sie dich liebt oder dein Geld.

Interview: Rolf von der Reith

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