„Rückkehr nach Ithaka“: Wenn die Seele im Krieg bleibt
Dieser Film absolut nichts mit einem Schlachtenfilm gemein, auch wenn es am Ende etliche Tote gibt: Das Historiendrama „Rückkehr nach Ithaka“ zeigt einen vom Krieg gezeichneten Odysseus, der seiner Frau nicht unter die Augentreten kann.
Die Sage vom Trojanischen Krieg, den das griechische Heer dank des listenreichen Odysseus nach zehnjähriger Belagerung Trojas gewann, wird von Homer in der „Ilias“ erzählt, von Odysseus’ zehnjährige Irrfahrt nach Hause berichtet der griechische Dichter in der „Odyssee“: Nichts von diesen strahlenden Heldengeschichten bleibt in dem Historiendrama „Rückkehr nach Ithaka“ übrig, das im Kino läuft.
Regisseur Uberto Pasolini zeigt uns vielmehr einen knapp dem Tod entronnenen, am steinigen Ufer Ithakas angeschwemmten Helden, psychisch schwer versehrt von den vielen Kämpfen und dem Töten der Feinde. So traut sich der von Ralph Fiennes („Konklave“, „28 Years later“) erschütternd gut gespielte, dem Leben entfremdete Held nicht nach Hause zu seiner Frau Penelope, sondern kommt unerkannt bei einem Hirten seiner eigenen Insel unter. Im Palast herrschen seit einem Jahr chaotische Zustände. Freier sonder Zahl saufen Penelope den Wein weg, plündern auf der gesamten Insel alles Essbare und drohen Odysseus’ und Penelopes Sohn Telemachos (Charlie Plummer, „The Long Walk – Todesmarsch“) mit seiner Ermordung. Sie verlangen von Penelope (wunderbar zurückhaltend und reflektierend in der Rolle: Juliette Binoche, „The New Look“), sich wieder zu verheiraten, und konkurrieren untereinander um den Posten des neuen Gatten und Herrschers über Ithaka. Als die Amme Euykleia, die ihn schon als Kind gewaschen hatte, Odysseus wiedererkennt, kann er sie noch zum Schweigen verpflichten. Als die Freier immer dreister auftreten und Penelope sie nicht mehr hinhalten kann, kommt es zu dem blutigen Showdown, den man von der Sage kennt. Doch auch diese tödliche Rache wirkt in dieser Inszenierung wie eine tieftraurige Angelegenheit, Helden gibt es in diesem Film nicht. Regisseur Pasolini („Nowhere Special“) wollte „Homers Geist in die heutige Welt zu tragen“. Das ist ihm – auch Dank Marius Pandurus Umgang mit der Kamera in der schroffen Landschaft Korfus und des Peloponnes und dank der immer präsenten rauen See –voll gelungen.