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„Saint Omer“ bei Arte: Ist diese Kindsmörderin verhext?

Szenenbild aus „Saint Omer“: Die Hauptfigur Laurence Coly steht vor einer Holzwand im Gericht. Neben ihr sitzt ein Justizvollzugsbeamter.
Die junge Senegalesin Laurence Coly (Guslagie Malanda, re.) steht unter Verdacht, ihr 15 Monate altes Baby ermordet zu haben. (© Srab Films Foto: ARTE )

Eine junge Senegalesin steht vor Gericht, weil sie ihr Baby ertränkt haben soll. Doch der Fall ist nicht so einfach, wie es scheint …

Heute bei Arte und bis 7. November in der Arte-Mediathek zu finden: Das eindringliche Gerichtsdrama „Saint Omer“ über einen Kindsmord durch die Mutter und die komplexen gesellschaftlichen und privaten Hintergründe der Täterin.

Bei anwachsender Flut legt eine Studentin ihr Baby an den Strand der französischen Stadt Saint Omer und lässt es ertrinken. Was war der Grund für diese schreckliche Tat? Im Prozess gegen die Kindsmörderin Laurence Coly (Guslagie Malanda) stellt sich heraus, dass diese Frage nur sehr schwer zu beantworten ist – Coly behauptet, verhext worden zu sein …

Regisseurin Alice Diop lässt uns durch die Augen der Professorin Rama (Kayije Kagame), ebenfalls Senegalesin, auf den Prozess schauen, die für den Fall extra angereist ist. Schicht für Schicht tauchen wir in die Lebensrealität der Täterin ein, die vom Alltagsrassismus, der Entfremdung zur senegalesischen Herkunftsfamilie und einer toxischen Beziehung zu einem weitaus älteren Mann bestimmt wurde und die zuletzt über Jahre das Haus nicht mehr verlassen hatte. Rama beginnt sich zwischen den Anhörungen mit der Mutter der Angeklagten zu unterhalten und findet Parallelen zwischen der Täterin und sich selbst.

Diop kreiert mit ihrem Werk eine tiefschürfende Studie kultureller Differenzen, thematisiert Identitätsfragen, Abhängigkeitsverhältnisse und weibliche Körper und deren Macht. „Saint Omer“ lehnt sich an den Aufsehen erregenden realen Fall „Kabou“ an und ist ein aufwühlender und poetischer Film. vaso

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