Salut Salon: Mit „Liebe“ durch den Sommer
Zwei Abstecher macht das Quartett Salut Salon in diesem Sommer: Nach Bad Berleburg sowie nach Rantum auf Sylt zum Meerkabarett.
„Liebe“ heißt das Programm, mit dem die vier Frauen von Salut Salon viel zu wenige Sommertermine bestreiten. Dafür kommen sie dann im Herbst ganz stark. kulturnews sprach mit Iris Siegfried, der Mitbegründerin des Quartetts, über Liebe, Streit und Wahnsinn sowie – Grönemeyer als Rausschmeißer.
„Parforceritt durch die Popliteratur“
Frau Siegfried, Sie sind Musikerin, und sie haben Jura studiert. Wie ist das Verhältnis der Künstlerin zu Jura?
Iris Siegfried: Ich habe vor 18 Jahren meine Anwaltszulassung bekommen und arbeite im Bereich gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht. Das Musikerdasein und die Anwaltstätigkeit sind völlig unterschiedlich, auch wenn es Überschneidungen gibt, sobald ich Verträge überprüfe.
Wie passen Jura und Liebe zusammen, das Motto des aktuellen Programms von Salut Salon?
Siegfried: Die Musik macht aus, dass sie die Seele zum Klingen bringt. Dass man die Leidenschaft hat und diese Leidenschaft auch auf der Bühne darstellen kann, wenn man die Musik selbst macht. Ein solches Gefühl habe ich bei der juristischen Tätigkeit tatsächlich selten. (lacht)
Und die Liebe?
Siegfried: Ist das älteste Thema der Welt, das die meisten Künstler überhaupt erst inspiriert hat, künstlerisch tätig zu werden. Juristerei und Liebe sind zwei unterschiedliche Lebenswelten.
Sie sagen: „Astor Piazollas ,Libertango‘ steht für mich für die Freiheit der Liebe. Liebe ist … Freiheit! Und was du liebst, lass frei!“ Ist das Ihr Motto des Programms „Liebe“?
Siegfried: Das Motto ist eher, dass die vier Personen, die auf der Bühne stehen, unterschiedliche Ideen haben. Dass jeder auch ganz unterschiedliche Aspekte der Liebe erfahren hat. Einigen tun wir uns darauf, dass wir im instrumentalen Bereich Stücke spielen, die wir alle lieben, die wir gemeinsam erarbeitet haben wie „La Follia“, das den Wahnsinn der Liebe widerspiegelt. Aber auch der Streit – den jeder von uns in der Liebe schon erlebt hat – zwischen Romeo und Julia bei Prokofiev. Aber jeder darf auch seine eigene Geschichte erzählen und hat eigene Lieder geschrieben wie Angelika Bachmann mit „Wie tief kann man lieben“. Ich singe im aktuellen Programm ein Lied darüber, wie leidenschaftlich ich die zweite Geige spiele, denn das hat am Ende auch wieder was mit der Liebe zu tun: dass die zweite Geige manchmal erfolgreicher ist bei den Männern.
Welches Bild für die Liebe ist in Ihren Augen das stärkste?
Siegfried: Für mich ist es wirklich das Freiheitsthema. Angst zu haben, jemanden zu verlieren, ist für mich kein Ausdruck von Liebe, im Gegenteil: dem Partner, den Kindern oder wem auch immer all das zu gönnen, was für ihn am besten ist.
Wo kam in ihrer ganz persönlichen Erfahrung die Liebe in der Musik am stärksten zum Ausdruck?
Siegfried: Bei Bach. Haben wir jetzt leider nicht im Programm. Bei Johann Sebastian Bach empfinde ich fast was Göttliches. Bach wird für mich immer diese Göttlichkeit haben, die die Musik zum Ausdruck bringt. Wenn ich die Musik spiele, gerate ich in einen meditativen Zustand, den ich am ehesten mit Liebe gleichsetzen würde. Viel eher als die Oper über die große Liebe. Da gibt es wunderschöne Arien, die die Liebe besingen in allen Facetten, aber was mich persönlich anspricht, ist eher die Kammermusik und da sehr gerne einfach Bach. Zum Beispiel die Trioversion für Streicher der Goldbergvariationen.
Grönemeyers „Flugzeuge im Bauch“ hat in Ihrem Programm nur die Chance auf eine deftige Persiflage.
Siegfried: Naja, wir sind alle auch Fans von Herbert Grönemeyer, das soll keine Persiflage sein, sondern ist eher ein Parforceritt durch die Popliteratur. Marilyn Monroe und Serge Gainsbourg sind ebenso dabei. Es sind alles Lieder, in denen in den bekannten Hooks die Liebeserklärung in irgendeiner Form zum Ausdruck gebracht wird, und das alles aneinandergereiht. Ein Grönemeyer zum Schluss ist da ein sehr schöner Rausschmeißer einer Idee, die auch irgendwie das ganze Konzert zusammenfasst.
Interview: Jürgen Wittner
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