Sam Rockwell
Er hat den richtigen Nachnamen für eine Rolle in „Per Anhalter durch die Galaxis: Rockwell, das rockt gut. Mit dem schlichten Vornamen Sam ausgestattet, pendelt der 36-jährige Kalifornier in seinen Filme stets zwischen Außenseiter und Wahnsinnigem – diesmal hat er sich für letzteres entschieden. Was er im _ulysses-Interveiw auch nicht entscheidend widerlegen kann.
_ulysses: Sam, war es von Anfang an klar, dass du Zaphod Beeblebrox spielst?
Sam Rockwell: Nein, die wollten mich ursprünglich als Ford Prefect. Ich dachte: Was soll das? Irgendwie war das nichts für mich. Plötzlich machten sie mich zu Zaphod, aber das erste Vorsprechen war total scheiße. Ich musste mir eine Brücke bauen.
_ulysses: Wohin?
Rockwell: Ich musste eine Basis für Zaphod finden. Dann hatte ich es auf einmal: Er ist eine Elvis Presley/Vince Vaughn/Bill Clinton-Mischung. Ich hatte die Freiheit, zu experimentieren. Wir hatten sogar ein Bild von Tom Cruise, eine Mixtur aus meinem und seinem Gesicht, weil wir sagten: Keiner sieht gut aus mit Bart, außer Tom Cruise. Und dann waren da Brad Pitts Haare, ein wenig George W. Bush und viel Freddie Mercury. Wir wollten dem Roman treu bleiben, und darin hat Zaphod universales Charisma.
_ulysses: Wie war der Dreh?
Rockwell: Viele Drogen, Amphetamine, Pizza. Wir haben viel gescherzt, laute Musik gespielt, vor allem Queen und James Brown, ein bisschen getanzt. Aber am Ende des Tages war es vorbei. Ich habe die Rolle nicht mit mir herumgetragen.
_ulysses: Im Film bist du eine Blondine – wohl kaum deine eigenen Haare …
Rockwell: Nein, das war eine Perücke von demselben Typen, der die Haarteile für „Herr der Ringe“ gemacht hat. Wir hatten eine Kopfprothese, die aussah wie Matthew McConaughey. Wenn ich den zweiten Kopf auf meinem Hals hatte, wanderte ich umher, starrte aber in Wirklichkeit an die Decke. Dann gab es noch falsche Zähne und das blaue Smurf-Outfit. Es war ziemlich anstrengend, das alles miteinander zu verbinden.
_ulysses: Abgesehen von diesem Part: Übernimmst du lieber Charakterrollen anstatt ein Superstar zu werden?
Rockwell: Na ja, wollen tu ich’s schon, aber bisher ist es mir nicht gelungen. (lacht)
_ulysses: Wie versetzt man sich in einen zweiköpfigen Alien-Popstar-Politiker hinein?
Rockwell: Einfach echt sein. Zaphopd hat eine andere Sprache, eine Alien-Sprache. Sein ganzes Vokabular besteht aus Alien-Worten, die aber alle eine Bedeutung haben. Der Roman beschreibt ihn so: Eigen-PR, Ex-Hippie, oberflächlich, ambitioniert. Im Buch weißt du nicht, ob er ein Genie oder ein totaler Volltrottel ist. Es war hart, die Persönlichkeit des zweiten Kopfes zu erfinden, denn das ist nicht im Buch. Ich wollte zuerst einen texanischen Politiker imitieren. Dann fiel mir Bill Clinton ein, das half mir sehr mit der Rolle. Obwohl ich, wie gesagt, auch ein wenig George Bush einfließen ließ. Soviel zum texanischen Politiker …
_ulysses: Aber der zweite Kopf ist im Buch erwähnt.
Rockwell: Der zweite Kopf ist im Buch und in der Fernsehserie, aber er ist keine zweite Persönlichkeit. In der Serie sitzt der Kopf auf der Schulter, nicht im aufklappbaren Hals. Ich habe mir „Beetlejuice“ und Jim-Carrey-Filme wie „Ich, Beide & Sie“ und „Die Maske“ angesehen. Da habe ich viel gelernt. Was Komödien betrifft, braucht man die Schnelligkeit eines Robin Williams, und die besitze ich nicht. Ich musste mich viel länger vorbereiten, das war das härteste an dem ganzen Job. Zaphod ist der populärste Typ der Galaxie. Make-up hilft, großartige Kostüme und eine gute Bräune. Ich hatte mehr Outfits als Sarah Jessica Parker in „Sex and the City“! Es war ein Riesenspaß, aber es ist schwierig, wenn man nicht gut drauf ist.
_ulysses: Bist du oft schlecht drauf?
Rockwell: Ich lebe in New York, man. Da wechselt das ständig. Ich bin sehr launisch, die Situationen ändern sich im Minutentakt. Du gehst hoffnungsvoll aus dem Haus, aber dann ist der Taxifahrer ein Idiot, und da bist du gleich schlecht drauf. Kurze Zeit später ist alles wieder in Ordnung. Es ist ein ständiges Auf und Ab.
_ulysses: Wie alt warst du, als du wusstest, dass du Schauspieler werden willst?
Rockwell: Seit ich ein kleines Kind war, weil meine Eltern beide Schauspieler waren. Ich kann ja gar nichts anderes, ich lerne diesen Beruf immer noch. Obwohl ich viele seltsame Jobs hatte: Ich war Assistent eines Privatdetektivs, Liftboy bei einer Nobel-Party, busboy, das ist der niedrigste Kellner, im Time Cafe in Manhattan. Ich habe Madonna und LL Cool J Wasser und Brot serviert.
_ulysses: Die „Anhalter“-Dreharbeiten liegen schon ein Jahr zurück. Was hast du in der Zwischenzeit gemacht?
Rockwell: Ein paar Pornos gedreht. Schwedenpornos. Sehr interessant. (lacht)
Interview: Elisabeth Sereda