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„Santa Evita“ auf Disney+: Wo ist die Leiche von Evita Perón?

Mit der Serie „Santa Evita“ startet auf Disney+ eine große argentinische Produktion, deren Zentrum der Leichnam der ikonischen Evita Perón ist.

Ein Thriller oder ein Drama? Die erste Folge der siebenteiligen Miniserie Santa Evita (ab sofort auf Disney+) handelt von der kultischen Verehrung der argentinischen First Lady vor ihrem Krebstod 1952 und erst recht nach ihrem Tod. Vor allem die Angst des argentinischen Militärs und Geheimdienstes noch Jahre nach dem Tod von María Eva Duarte de Perón (Natalia Oreiro), nachdem das Militär ihren Mann Juan Domingo Perón im Jahr 1955 entmachtet und eine Militärdiktatur errichtet hatte. Angst hatte das Militär, weil der Leichnam unmittelbar nach dem Tod Eva Peróns einbalsamiert wurde. Vorgesehen für ein großes Grabmal, wurde Eva Perón aber nie beerdigt, sondern über Jahre versteckt gehalten. Als das Militär dann 1955 putschte und den Leichnam verschwinden lassen wollte, lagen gar drei zum Verwechseln ähnliche Imitationen in den Räumen des Konserators und Arztes. Eine der Produzentinnen der Serie ist die Schauspierin Salma Hayek, einer der Regisseure ist mit Rodrigo García Sohn des Schriftstellers Gabriel García Márquez.

Die Serie Santa Evita spielt auf mehreren Zeitebenen, die in den ersten eineinhalb Folgen mit Sicherheit noch nicht alle bespielt wurden: Das Todesjahr 1952 ist der Ausgangspunkt der Handlung, doch Rückblenden gibt es hier bereits bis in die Jahre der beginnenden Karriere Eva Peróns als Schauspielerin in den 1940ern. Erst später sollte sie ihren späteren Ehemann kennenlernen und mit der Schauspielerei aufhören.. Zusammengehalten werden diese Zeitsprünge im Jahr 1971, als der Journalist Mariano Vázquez von seinem Chef den Auftrag erhält, dem Leichnam Eva Peróns hinterherzurecherchieren, der wohl wieder aufgetaucht sein soll und Juan Perón angeblich für die Rückgabe angeboten wurde. Seine Recherchen führen zu immer mehr Rückblenden und so zu mehr und mehr Puzzleteilchen, die irgendwann ein Gesamtbild der Persönlichkeit der Heldin ergeben sollen.

Wichtige Rollen der Handlung sind der Arzt Pedro Ara, der den Leichnam lange versteckt. Eine Art Gegenspieler der argentinischen First Lady gibt der Geheimdienst-Mitarbeiter Carlos Eugenio Moori Koenig, der Eva Perón ausspioniert und nach dem Militärputsch mit der Aufgabe betreut wird, ihren Leichnam verschwinden zu lassen. Nach Sichtung der ersten eineinhalb Folgen sind sowohl Charakterzeichnung der wichtigen Personen als auch Zeitkolorit, gesellschaftliche Antagonismen und politische Umwälzungen detailliert dargestellt. Wie viel davon gut recherchierte Geschichte ist und wie viel Fiktion, kann von Deutschand aus kaum befriedigend beurteilt werden. Ob die international durchaus zwiespältig aufgenommene politische Bedeutung Juan Domingo Peróns in dieser Zwiespältigkeit gezeichnet wird, kann nach eineinhalb Folgen nicht beurteilt werden. Tatsache ist, dass ihm faschistische Herrschaftsmethoden angelastet wurden, während seine Frau der Arbeiterbewegung nahestand und diese unterstützte, wo sie nur konnte, obwohl sie nie ein politisches Amt einnahm. Doch egal wie das Gesamturteil aussehen wird: Santa Evita reiht sich positiv ein in die Riege der Serien, die die Historie eines Landes mit Hilfe fiktionaler Geschichten ausleuchten.

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