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Santana: Gespräch mit Gott

Santana Livefoto
(Foto: Marylene Eytier)

Ein Telefonat mit Carlos Santana ersetzt die sonntägliche Predigt. Doch der salbungsvolle Woodstock-Veteran hat auch mit 74 noch durchaus irdische Gelüste.

Wer Carlos Santana ans Telefon bekommt, wird sogleich in einen kolossalen Kokon aus Sanftmut gehüllt. Der Jahrhundertgitarrist und Weltstar spricht mit leiser, ruhiger Stimme, fast säuselt er, und ein bisschen geht das halbstündige Gespräch gar in Richtung Predigt. „Die Menschen sind durstig nach Musik, die ihren Körper beflügelt und ihren Geist nährt“, sagt er. „Wir alle bestehen nicht nur aus Zellen und aus Molekülen. Wir sind Seelengestalten. Ich möchte meinen kleinen Teil dazu beitragen, dass wir mit uns selbst und unserer Umwelt eins werden, indem ich den Menschen Hoffnung, Ermutigung und vor allem Freude bringe.“

„Blessings and Miracles“ hat Santana sein neues Album genannt – Segnungen und Wunder. Der Titel passt zu seinen Ausführungen, aber er passt auch zur Qualität der neuen Musik. Carlos Santana, das hat sich schon auf seinem letzten Werk „Africa speaks“ gezeigt, ist in Hochform. Der Gitarrengott, der damals in Woodstock gespielt hat und durch Nummern wie „Black Magic Woman“ zumindest künstlerisch früh im Leben unsterblich geworden ist, haut auf den neuen Songs noch mal alles raus. „,Africa Speaks‘ hat mich mit meinen Wurzeln verbunden. Bei ‚Blessings and Mircales‘ habe ich den Wunsch, dass es mich wieder mit dem Radio verbindet“, sagt der neuerdings auf Hawaii residierende Santana, der also trotz seines überweltlichen Gedankenguts das Geschäft nicht ganz aus den Augen verloren hat. Und so engagierte er – wie schon auf seinem Megaerfolgsalbum „Supernatural“ aus dem Jahr 1999 – wieder eine Phalanx singender Vertrauter wie Chris Stapleton, Steve Winwood und erneut auch „Smooth“-Sänger Rob Thomas, der nun auf der Uptempo-Nummer „Move“ die Stimme erhebt. Mit Metallicas Kirk Hammett („America for Sale“) und Living-Colour-Sänger Cory Glover („Peace Power“) wird der bekennende Hippie nicht nur musikalisch hart, sondern auch politisch dezidiert.

Zudem ist auch die halbe Familie dabei: Sohn Salvador und Tochter Stella aus erster Ehe singen jeweils ein Stück, und Gattin Cindy Blackman trommelt wie gehabt mit maximalem Einsatz. „Sie ist so wahnsinnig fit und voller Power“, sagt Santana und berichtet, dass Cindy ihn jetzt immer häufiger mit zum Yoga schleppt. „Ich merke, dass ich mich zusehends strecken muss, um mitzuhalten.“

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