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Sara Gran: Dope

Einfach keine Drogen mehr nehmen. Denkt sich die toughe Josephine „Joe“ Finnigan und schafft es auch tatsächlich, mit Mitte 30 endlich clean zu werden. Schwer genug, wenn man mitten im New Yorker Slum „Hell’s Kitchen“ der 1950er-Jahre immer wieder an die falschen Leute gerät. Joe hält sich dort als Kleinkriminelle gerade so über Wasser, als sie unerwartet von einem Bekannten für eine Vermisstensuche vermittelt wird. Sie soll die Tochter eines reichen Ehepaars finden, die anscheinend im Drogenmilieu abgetaucht ist. Und dafür winkt auch noch ’ne ordentliche Stange Kohle, die vermeintlich leicht zu verdienen ist. Schließlich kennt Joe ja noch genug Junkies und Hehler in schmierigen Stripteasebars, billigen Absteigen und abgeranzten Puffs, durch die sie früher selbst oft genug gezogen ist. Doch als sie trotz Rückschlägen die Sache im Griff zu haben glaubt, merkt sie, in welche Falle sie geraten ist. Sara Gran schafft mit „Dope“ einen gelungenen Gegenentwurf zu den klassischen Macho-Hardboiled-Detektivromanen der 1950er Jahre von Mickey Spillane. Mit ihrer Ich-Erzählerin Joe zeichnet sie dabei eine vielschichtige Underground-Ermittlerin, die äußerlich stark und innerlich zerrissen ist. Joe kann nicht nur genauso hart austeilen und einstecken wie Spillanes Mike Hammer, sondern sie demontiert auch endgültig die Legende, dass harte Kerle am Fedora zu erkennen sind.

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