EΞΟΔΟΣ (Exodus): Radialsystem, Berlin
Ein neues Stück von Sasha Waltz: „EΞΟΔΟΣ – Exodus“ behandelt Flucht und Ausbruch
Vor 25 Jahren gründete eine badische Zuwandererin in Berlin die Compagnie Sasha Waltz & Guests und begründete so nicht nur eine Tanztradition jenseits des damals tonangebenden Postmodern Dance, die die Ästhetik Pina Bauschs für die städtische Gesellschaft der Neunziger auffrischte, sondern holte die Hauptstadt mehr oder weniger im Alleingang in den Fokus der Tanzwelt.
Man muss sich erinnern: Anfang der Neunziger wurde der Tanz in Wuppertal, Brüssel, Frankfurt definiert, und wenn die Berliner Szene ganz brav war, bekam sie ein Gastspiel zu sehen, während des Festivals Tanz im August – auf dass sie die Perspektive von hinterm Mond ein wenig weiten konnte.
Mittlerweile produzieren alle wichtigen Tanzkünstler regelmäßig in der Hauptstadt, und Tanz im August kann der Szene kaum noch etwas Ungewohntes vorsetzen. Und Sasha Waltz? Die präsentiert ihre erste Berliner Neuproduktion seit Jahren ausgerechnet parallel zu Tanz im August, als ob sie dem Festival so zeigen möchte, was wirklich relevant ist.
„EΞΟΔΟΣ – Exodus“ bezieht sich sowohl auf die Flucht als zentrales politisches Thema der Gegenwart als auch auf das Ausgehen und so auf die Clubkultur als Bezugspunkt der frühen Waltz-Arbeiten. Untersucht wird der „kollektive Körper derer, die ausgehen, um einzutauchen – ineinander, um sich selbst zu entrinnen; die Auswege aus dem materiellen Raum suchen, um in Räume aus Klang und Licht vorzudringen“.