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Schaubühne am Lehniner Platz: Literaturstar Édouard Louis steht auf der Bühne

Schaubühne am Lehniner Platz: Édouard Louis in „Wer hat meinen Vater umgebracht?“
Édouard Louis in „Wer hat meinen Vater umgebracht?“ (Foto: Jean-Louis Fernandez 2020)

Ein Einpersonenstück mit dem Autor der Bühnenvorlage als alleinigem Hauptdarsteller – das gibt es nicht alle Tage . Aber jetzt mit „Wer hat meinen Vater umgebracht?“

Die Schaubühne am Lehniner Platz von Berlin hat einen echten Coup gelandet: Édouard Louis, junger Literaturstar aus Frankreich, spielt in der Bühnenversion seines Textes „Wer hat meinen Vater umgebracht?“ selber auf der Bühne, in eine Art Einpersonenstück.

Schaubühne am Lehniner Platz: Attacken auf Macron

Mit gerade mal 28 ist Édouard Louis der Star der französischen Literatur, und die Adaptionen seiner autobiografischen Romane fluten auch die Theaterspielpläne. Nachdem Regisseur Thomas Ostermeier bereits Louis‘ Roman „Im Herzen der Gewalt“ inszeniert hat, gelingt ihm nun der große Coup: An der Schaubühne am Lehniner Platz präsentiert er vom 7. bis zum 10. Oktober Édouard Louis erstmals auch als Darsteller. Was durchaus Sinn ergibt, denn die Textgrundlage „Wer hat meinen Vater umgebracht?“ ist eine sehr persönliche Aussöhnung. Louis versucht zu verstehen, wie aus seinem Vater dieser harte und homophobe Mensch werden konnte. Er sucht nach Gründen, warum er mit 50 Jahren nur noch ein schwer kranker, gebrochener Mann ist. Und mit Blick auf die französische Sozialpolitik kann er auch ganz konkret die Verantwortlichen benennen – unter denen er nicht zuletzt den französischen Staatspräsidenten Macron ausmacht, der so gern auf die Armen und Arbeitslosen herabschaut und sie als Faulpelze bezeichnet.

Die Inszenierung wird auf Französisch mit deutschen Übertiteln aufgeführt.

Hier unser Text zum Buch „Wer hat meinen Vater umgebracht?“

Schaubühne Berlin: Édouard Louis und das Buch

Ein Auszug aus dem Buch (erschienen beim Fischer Verlag), der zeigt, wie sehr Louis seinen Text auch für die Bühne geschaffen hat:

„Wenn dies ein Theatertext wäre, müsste er mit den folgenden Worten beginnen: Ein Vater und ein Sohn befinden sich in einigen Metern Abstand zueinander in einem großen, weitläufigen und leeren Raum. Dieser Raum könnte ein Weizenfeld sein, eine menschenleere, stillgelegte Fabrik, die mit Kunststoffboden ausgelegte Turnhalle einer Schule. Vielleicht schneit es. Vielleicht bedeckt der Schnee beide nach und nach, bis sie verschwunden sind. Der Vater und der Sohn sehen sich fast nie an. Nur der Sohn spricht, die ersten Sätze liest er von einem Blatt Papier oder einem Bildschirm ab, er versucht, sich an seinen Vater zu wenden, doch man weiß nicht warum, der Vater scheint ihn nicht hören zu können. Sie sind einander räumlich nah, doch sie dringen nicht zueinander durch. Bisweilen geraten ihre Körper in Berührung, doch selbst in diesen Momenten, bei diesem Kontakt bleiben sie voneinander isoliert. Dass nur der Sohn spricht, ausschließlich er, ist für beide brutal: Dem Vater bleibt verwehrt, seine eigene Lebensgeschichte zu erzählen, und der Sohn ersehnt sich eine Antwort, die er niemals erhalten wird.“

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