Schauspiel Frankfurt: Elfriede Jelinek nimmt sich Sebastian Kurz vor!
Wenn eine Literaturnobelpreisträgerin einem einen Text widmet, ist das doch ein Kompliment, oder? Nicht wenn man gerade als österreichischer Kanzler abgetreten ist, das Stück „Lärm. Blindes Sehen. Blinde Sehen!“ heißt und die Autorin Elfriede Jelinek ist.
Man könnte am Schauspiel Frankfurt die These aufstellen: Wenn Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ein Stück geschrieben hat über den Wahnsinn der Pandemie, über die Kakophonie dessen, was einst der demokratische Diskurs war, über Nachrichten, Analysen, Warnungen, Gerüchte und Verschwörungstheorien, über Ischgl und Odysseus, Rechtspopulismus und Black Lives Matter – was gibt es dann noch dazu zu sagen? Ätzender, echter und wahrer kann es kaum noch werden. Zudem der ehemalige österreichische Kanzler Sebastian Kurz auch vorkommt!
Der Inhalt
Der Berg ruft und alle kommen: das Virus, der junge Fürst der Finsternis, Odysseus, Bill Gates und Circe, die große Zauberin. Bei ihr gibt’s Zaubertrank für jede:n und das Virus inklusive. Vom Après Ski geht’s direkt in den Hades, wo alle mit Blindheit geschlagen sind …
Schauspiel Frankfurt: Jelinek vs. Sebastian Kurz
Lärm. Blindes Sehen. Blinde Sehen! wird nach Hamburg (letztes Jahr am Deutschen Schauspielhaus, Regie: Karin Beier) am 20. Mai nun auch in Frankfurt uraufgeführt. Uraufgeführt? Ja doch, denn Jelinek hat dem Stück noch einen Text hinzugeschrieben: Was ich sagen wollte handelt vom jähen Fall des österreichischen Ex-Bundeskanzlers Sebastian Kurz. Das wird schön, denn der hat’s nun echt verdient, dass Jelinek ihn sich vornimmt! Regie führt Stefan Bachmann (Foto).
Auf der Bühne sind zu sehen: Heidi Ecks, Christina Geiße, Melanie Straub, Agnes Kammerer, Heiko Raulin, André Meyer, Susanne-Marie Wrage, Sven Kaiser (Live-Musik).
Weitere Aufführungen in dieser Spielzeit nach der Premiere sind am 23. und 29. Mai.