„Dantons Tod“: Sind Aktivismus und Utopien gefährlich für Demokratien?
Das fragt Georg Büchners Bühnenklassiker am Schauspielhaus – und die Letzte Generation und andere dürfen sich angesprochen fühlen.
Schauspielhaus Bochum: Von der Französischen Revolution zur Letzten Generation
Das Schauspielhaus Bochum bringt zur Premiere am 2. September mit Dantons Tod – Eine theatrale Installation Georg Büchners Klassiker und die Klimaaktivisten der letzte Generation oder Fridays for Future zusammen, letztlich sogar die Reichsbürger. Wie kann dass sein? Nun, Regisseur Robert Borgmann greift am Schauspielhaus Bochum Büchner auf, um zu untersuchen, wie schwer es in Zeiten des radikalen Individualismus ist, auf die Straße zu gehen und eine Gemeinschaft zu bilden oder gar eine Revolution zu entfesseln. Und diese Zielen teilen Umweltaktivisten und Umstürzler ja durchaus: Etwas verändern eine neue, bessere Ordnung, beide wollen auf ihre Weise diese Welt voller Krisen vor dem Untergang retten. Alexander Wertmann (Foto) ist als Danton zu sehen.
„Dantons Tod“: Das Volk aufrütteln
Borgmann sieht Parallelen zwischen damals und heute, weil das französische Volk sich Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr von den Herrschenden vertreten fühlte; es kam zur Französischen Revolutionen und zur konservativen Gegenrevolutionen. Büchner wollte analog dazu mit seinem Stück 1835 die Deutschen dazu bewegen, sich ebenfalls gegen die Monarchie zu erheben (was dann 1848 bei der Märzrevolution auch geschah). Büchner wollte mit seinem Stück auch seine Enttäuschung über die in Willkürherrschaft geendete Französische Revolution ausdrücken. Was „Dantons Tod“ am Schauspielhaus Bochum nun fragt, ist: Bietet die Demokratie Raum für radikale Veränderung oder brauchen wir eine Rebellion, sogar eine neue Revolution? Wer wären die Anführer:innen, und wie weit würden sie gehen, damit sich Utopie in Wirklichkeit verwandelt?
Büchner konzentriert sich in seinem Stück auf die letzten Tage des Revolutionsführers Danton, der zu dem Schluss kommt, dass jedes Streben nach einer besseren Welt zum Scheitern verurteilt ist. Ihm gegenüber steht Robespierre, der immer noch an einen neuen, tugendhaften Menschen glaubt, auch wenn dieser nur mit endlosem Blutvergießen zu verwirklichen ist. Verzweifelt fragt Büchner: Wie kommt es, dass eine früher vielversprechende Bewegung so komplett zum Stillstand kommt?“
Analog dazu fragt die Inszenierung in Bochum auch: Gefährden Umbrüche am Ende die Demokratie, wenn sie aus dem Ruder laufen?