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MIU: „Scheiß drauf, warum nicht beides?“

Mit ihrem Modern Retro Soul zeigt Miu neue Seiten.Interview: Janka Burtzlaff

Miu, dein drittes Album kommt gleich im Doppelpack. Gab es seit deinem letzten Album eine bestimmte Entwicklung, die dich zu dieser Fülle geführt hat?

Miu: Beim zweiten Album war ich inhaltlich gar nicht so glücklich, weil sich das nicht nach mir anfühlte – mir war klar, dass das nächste Album mir mehr entsprechen muss. Es ging darum, meine musikalischen Einflüsse zusammenzubringen, und die Entscheidung, das Album in der Mitte zu teilen und ein Doppelalbum daraus zu machen, hat sich dann fast organisch ergeben. Die Einflüsse aus old-schooligen Soul- und Singer/Songwriter-Stücken sind genauso Miu wie so ein paar punchigere Black-Keys-Sounds oder Michael Kiwanuka. Also haben wir gedacht: Scheiß drauf, warum nicht einfach beides?

Ursprünglich kommst du ja aus der Werbebranche. Kannst du diese Erfahrung in der Musikbranche nutzen?

Miu: Eine kritische Haltung gegenüber der Werbebranche ist ja eigentlich gesund, und die habe ich in meinem alten Job auch immer gehabt. Aber ich mochte Werbung auch gerne, weil ich finde, dass sie ein guter Spiegel unserer Zeit ist. Ich konnte ein paar vorteilhafte Erfahrungen mit in meinen Musikeralltag nehmen, weil ich dadurch wahrscheinlich einen anderen Blick fürs Visuelle habe. Und natürlich ist es auch wichtig zu fragen: Wer ist mein Publikum, und wie kann ich es erreichen?

Du bist nicht nur als Miu unterwegs, sondern auch Mitbegründerin des Künstlerinnenkollektivs „Ladies Artists Friends“ und Spokeswoman bei „musicHHwomen“. Ist es dir wichtig, dich aktiv für Frauen in der Musikbranche zu engagieren?

Miu: Ich finde es traurig, dass auf größeren Festivals kaum Frauen zu finden sind und dass es zum Beispiel super wenig Instrumentalistinnen gibt. Wenn ich dann einen Festivalbetreiber höre, der argumentiert: „Wir brauchen große Acts, sonst kommen keine Leute“, dann kann ich nur sagen, dass es große weibliche Acts durchaus gibt – man muss sie sich nur sichern! Erfolg im Musikbusiness hat nicht unbedingt was mit Fleiß und Arbeit zu tun, sondern mit der Entscheidung von wenigen. Es geht ja einfach ums Sichtbarmachen. Wenn die Industrie zu feige ist, um uns diese Chance zu geben, dann muss man sich die Plätze selber nehmen – und das machen wir!

Interview: Janka Burtzlaff

Modern Retro Soul erscheint am 4. 10.

Foto: Elena Zaucke

TOUR

10. 10. Hamburg

11. 10. Berlin

12. 10. Schwerin

17. 10. Karlsruhe

18. 10. Kassel

19. 10. Minden

21. 10. Hannover

26. 10. Münster

31. 10. Wiesbaden

2. 11. Husum

14. 11. Köln

7. 2. Osnabrück

14. 2. Bad Homburg

CHECKBRIEF

Bürgerlicher Name Nina Graf

Wohnort Hamburg

Inspirationen Carole King, Michael Kiwanuka, Amy Winehouse, The Black Keys

Nebenberuf Miu arbeitet als Dozentin an der Hamburg School of Music.

Erste Bühnenerfahrungen hat sie in New York gesammelt – im Traditionsklub The Bitter End.

Ihre Debüt-EP „May I introduce…“ (2012) hat Miu via Crowdfunding finanziert, bevor das renommierte Jazzlabel Herzog Records auf sie aufmerksam wurde und 2015 ihr Debütalbum „Watercoloured Borderlines“ herausbrachte.

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