Schlosslichtspiele Karlsruhe: „Music4life“ an Barocker Fassade
Manche Leute werfen Farbbeutel an die Fassaden von Regierungsgebäuden, hier werfen Künstler digitale Kunst an die Fassade eines wunderbaren Schlosses. Was ist jetzt schöner?
Die beliebten Schlosslichtspiele Karlsruhe finden dieses Jahr von 18. August bis 18. September statt. Zum insgesamt achten Mal können die Besucherinnen und Besucher Projection Mappings internationaler Künstlerinnen und Künstlern an der 170 Meter langen Fassade des barocken Karlsruher Schlosses bestaunen, dabei sechs ganz neue Shows. Dieses Jahr ist das Motto „music4life“.
Schlosslichtspiele Karlsruhe: Musik als Ausdruck der Freude am Leben
Prof. Peter Weibel, Kurator der Schlosslichtspiele Karlsruhe und künstlerischer Vorstand des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, hat dieses Motto gewählt, denn „Musik ist Lebensfreude. Sie ist Religion für die Ohren, denn sie stellt Wahrheit und Schönheit der freudlosen Gegenwart entgegen, einem ästhetischen Heilsversprechen gleich, das auch in einer echten Epiphanie eingelöst wird. Weibel führte weter aus: „Der Blues entstand auf und entstammt damit den Feldern, auf denen Sklaven erschwerte Arbeit verrichteten: Die Musik half ihnen, dieses Leben der Ausbeutung zu ertragen. Lieder dienen daher der Kompensation von tiefstem Leid und sind doch zugleich Ausdruck höchster Freude – Musik vermag ein unerträgliches Leben tolerierbar zu machen.“
Gerade in diesen Zeiten der Dauerkrise, der Pandemie, des Klimawandels und des Krieges ein tröstlicher Ansatz, finden wir.
Weibel ist zusammen mit Niklas Völzow mit der Show„Wir Menschen sind Fische im Exil“ selber vertreten. Darin widmet er sich dem ewigen Kreislauf von Schöpfung und Zerstörung und überführt die barocke Sarabande von Georg Friedrich Händel ins elektronische Zeitalter. Zudem bezieht das Werk die Evolutionstheorie sowie den Fisch als frühchristliches Symbol für Jesus Christus mit ein.
Die Video-Opera „ODE. Im Lauf der Zeit“, eine weitere Uraufführung des Freiburger Komponisten Detlef Heusinger, geht von Beethovens 9. Sinfonie aus und fragt nach den Grundfesten der jahrtausendealten Idee von humanistischer Freiheit. Dabei gehen zwölf Synthesizer und der Kinderchor Cantus Juvenum Karlsruhe mit auf eine Zeitreise durch die Ideengeschichte Europas, von der Antike bis in die Gegenwart.
Und das ungarische Künstlerkollektiv Maxin10sity verwandelt mit „GenER/REations“ die barocke Schlossfassade in eine retro-futuristische Jukebox, die uns mit auf eine Reise durch die Jahrhunderte der Musik nimmt.
Das gesamte Programm findet sich auf der Website der Schlosslichtspiele.
Noch einmal Prof. Peter Weibel: „Die Schlosslichtspiele unterstreichen die Bedeutung Karlsruhes als einzige Stadt in Deutschland, die den Titel Unesco City of Media Arts innehat. Sie sind Kunst für alle, sie finden nämlich nicht im geschlossenen Raum eines Museums statt, sondern im Freien und sind vollkommen frei zugänglich.“