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„Sehnsucht in Sangerhausen“: Romantik und Klassenfrage

Die kapitalismuskritische Komödie „Sehnsucht in Sangerhausen“ des Regisseurs Julian Radlmaier läuft in dieser Woche im Kino an.
Die kapitalismuskritische Komödie „Sehnsucht in Sangerhausen“ des Regisseurs Julian Radlmaier läuft in dieser Woche im Kino an. (Foto: © Grandfilm / Blue Monticola Film)

Julian Radlmaiers neue kapitalismuskritische Komödie „Sehnsucht in Sangerhausen“ handelt im romatischen Setting Sachsen-Anhalts von den Wünschen des Prekariats.

Julian Radlmaier hat innerhalb von vier Jahren seinen zweiten kapitalismuskritischen Film gedreht. „Sehnsucht in Sangerhausen“ ist eine Komödie, die in der Provinz Sachsen-Anhalts spielt, wo Novalis lebte. Der Film zeigt sowohl das Präkariat zu Novalis’ Zeiten als auch – und vor allem – das Prekariat unserer Zeit sowie dessen Träume von einem anderen Leben. Der Film startet in dieser Woche in den Kinos.

Der neue Film des mit allen marxistischen Wassern gewaschenen Regisseurs Julian Radlmaier („Ein Gespenst geht um in Europa“, Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“) ist zwar nicht so komplex und variantenreich ausgestaltet wie „Blutsauger“ (bei Prime Video und Mubi in der Flatrate) aus dem Jahr 2022, dennoch weiß „Sehnsucht in Sangerhausen“ geich in mehrerer Hinsicht zu überzeugen. Die Handlung ist schlicht und gleichzeitig komplex: Die gebürtige Sangerhausenerin Ursula (gespielt von der Theaterschauspielerin Clara Schwinning) putzt im Möbelhaus und kellnert in einem Café, um über die Runden zu kommen. Nachdem sie in der Liebe enttäuscht wurde – sie hatte sich einseitig in die Geigerin Zulima (Henriette Confurius, „Die Herrlicheit des Lebens“) verliebt  – ,  freundet sie sich mit dem koreanischen Reiseleiter Sung-Nam und der iranischen Vloggerin Neda (Maral Keshavarz) an, die auf YouTube Tipps für Billigurlaube in Ostdeutschland gibt und um ein Visum in Deutschland kämpft. Gemeinsam zieht das mit dem Leben unzufriedene Trio durch das Städtchen oder fährt raus zum künstlichen Berg, der übriggeblieben ist vom Bergbau aus DDR-Zeiten. Sie erforschen die Barbarossahöhle, immer wieder kommt der romantische Dichter und Aristokrat Novelis ins Spiel, der ganz in der Nähe wohnte und der die Klammer bildet zu Ursulas Vorfahrin, die auf Novalis’ Anwesen als Magd angestellt war. Regisseur Radlmaier stellt in wunderbar choreografierten Bildern nach eigener Aussage die Klassenfrage und stellt sie der Trennung nach Nation und Kultur entgegen. Doch das tut er wohldosiert und komplett ohne Zeigefinger-Gestus, der Film weiß vielmehr mit seiner Leichtigkeit, seinem subtilen und dennoch deutlichen Humor sowie seiner erfrischend unkonventionellen, ruhigen Bildsprache zu punkten die vor allem in den Naturaufnahmen – durch die gerne immer wieder auch Nacktwanderer mit ihren Wanderstöcken stapfen – zum Ausdruck kommt.

 

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