„Señorita 89“: Schönheit und Verbrechen in den Wäldern Mexicos
Was war kriminell an den Wahlen zur Miss Mexiko 1989? Fast alles. Das zeigt die Serie Señorita 89, die auf Magenta TV gestreamt werden kann.
Am Vorabend der Wahl der Miss Mexico steigt eine große Party, die jedoch schon bald ganz gewaltig kippt, spätestens als eine der Kandidatinnen vom Dach springt – oder gestoßen wird: tot auf einem Autodach. Unter den Anwesenden ist auch Elena, die ganz und gar nicht zu den Frauen gehört, die sich um die Krone der Schönheit reißen. Elena ist Kulturwissenschaftlerin und Historikerin und verdient sich Geld für ihre Promotion, indem sie den Kandadatinnen um die Miss Mexico kulturellen Unterricht erteilt. Doch Elena ist längst nicht mehr beliebt bei den Organisatorinnen und Organisaoren der Miss Mexico. Warum, das erfährt man im Laufe der insgesamt acht Einstünder, die ein wahrer Thriller sind, eingepackt oft in die Ästhetik einer Telenovela: Señorita 89 zeigt, wie viel Korruption, Gewalt, sexueller Missbrauch, Drogenkonsum und Schönheitsoperationen hinter den Kulissen ablaufen, eher die Wahl ansteht.
Showrunnerin Lucía Puenzo hatte die Idee und schrieb auch maßgeblich am Drehbuch der Serie Señorita 89. Sie wollte zeigen, welches Maß an Frauenverachtung in Mexico noch Ende der 1980er Jahre die Gesellschaft dominierte. Detailliert zeigt sie, wie die meistens aus ärmsten Verhältnissen stammenden Frauen und Mädchen mitten in der tiefsten Provinz in La Encantada kaserniert und ausgebeutert werden. Von der Politik bis zur Ärzteschaft werden alle Schichten der Gesellschaft ins Rampenlicht der Serie gezogen, damit Lucía Puenzo ihr Mitwirken dokumentieren kann. Señorita 89 (ab sofort auf Magenta TV abrufbar) ist keine leicht konsumierbare Fernsehkost, auch wenn die Serie manchmal so daherkommt.