Zum Inhalt springen
  • Banner_1200x400_Kulturnews

Shaun Ryder im Interview

Mit den Happy Mondays katapultierte sich Shaun Ryder an die Spitze einer britisch musikalischen New Order. Doch der bärbeißige Ire blieb bodenständig, stieg aus dem teuflischen Kreislauf von Erfolg, Drogen und Produktionszwang aus, um sich mit der Formation Black Grape neuen Herausforderungen zu stellen. Ihr Debut “Straight“ landete prompt auf Platz Eins der UK Charts. Mit Ausflügen ins Drum‘n‘Bass und TripHop Territorium auf dem zweiten Album “Stupid, Stupid, Stupid“wollen sie jetzt nachlegen. K!N sprach mit dem Erfolgsgaranten Shaun Ryder.

K!N: Shaun, was hättest du beruflich gemacht, wärest du nicht Musiker geworden?

Shaun Ryder: Keine Ahnung. Ich habe mit 16 die Schule ohne Abschluß verlassen und wollte Musik machen. Heute denke ich eher darüber nach, was nach der Musik kommen könnte.

K!N: Bist du erwachsen geworden?

S.R.: Mein musikalischer Enthusiasmus ist der eines 16jährigen geblieben. Aber meine wilden Jahre und die ewige Tourerei sind mit 35 Jahren langsam vorbei. Ich kann nicht mehr, wie früher, von einem Tag auf den anderen leben. Ich trage meiner Familie gegenüber Verantwortung.

K!N: Hast du dich deshalb 1993 von deiner so erfolgreichen Band, den “Happy Mondays“ getrennt?

S.R.: Auch. Als wir mit den Mondays anfingen waren wir wie die Musketiere: Alle für einen, einer für alle. Wir wurden älter, bekannter und die Dinge verändern sich zwangsläufig.

Rock‘n Roll Life war plötzlich wichtiger als die Musik selbst. Das war toll, mußte aber auch ein Ende haben.

K!N: Auf dem Kontinent war der Erfolg mit Black Grape relativ groß, aber der große Durchbruch fehlt bisher. In England wirst du als eine Art Nationalheld gefeiert.

S.R.: Vielleicht sind wir zuviel in England getourt und haben deshalb auf dem Festland nie richtig Fuß gefaßt. Das zu schaffen wäre nochmal eine echte Herausforderung.

K!N: Weil es sich auch finanziell lohnen würde?

S.R.: Ich bin nicht reich. Wohlhabend, ja, aber ich war nie gierig. Ich habe keinen Druck von Außen. Außer den, den ich mir selber mache.

K!N: Aber auf Druck der TV-Show “Top of the Pops“ habt ihr die Textzeile “…bullshit, bullshit, bullshit…“ durch “…stupid, stupid, stupid…“ ersetzt.

S.R.: Die Zensur in England ist lächerlich, weil es wirklich schlimmere Ausdrücke im Fernsehen gibt. Aber wir hätten nicht auftreten dürfen, denn die Show läuft um 19.00 Uhr und die sehen verhältnismäßig viele Kinder. Die Erklärung fanden wir so dumm, daß wir gleich das ganze Album “Stupid, Stupid, Stupid“ genannt haben.

Malte Siegert, Christine Wollmann

Beitrag teilen: